Shania Twain – Up! :: Mercury

Dass Shania Twain auf ih-‚ rem neuen Album jedenfalls diesseits des Atlantik endgültig Schluss machen würde mit Country und Gestern, war abzusehen. Produzent, Co-Autor und Ehemann John „Mutt“ Lange hatte alles allzu Basisnahe schon auf dem 34 Millionen mal verkauften Album „Come On (her“ weitestgehend auf seine ureigene Pop-Ikonisierungen umgedeutet, um so seine Gattin auch dem Restplaneten als Superfrau zu empfehlen.

Jetzt, nachdem das geklappt hat, hat der Def Leppard-Verweser freie Bahn – auf,, Up!“ ist jeder Akkord, jeder Drum-Beat larger than Hfe und jedes Arrangement bis zur Unkenntlichkeit verklausuliert. Das ist eigentlich ein Vorgehen der 80er Jahre, die zu vollenden schon seit zwei Dekaden Langes erstes Anliegen ist, und auf „Up!“ kommt er seinem Ziel nah wie nie. Für US-Amerika ist das freilich zuviel Europa, und folgerichtig erscheint “ Up!“ dort als abgespeckter, analog geloteter Mix mit Fiddle und Steel Guitar, während die Popversionen bloß als zusätzliche CD beiliegen.

In Europa dagegen verschiebt sich die musikalische Achse noch weiter nach Osten: Wer hier die neue Shania Twain kauft, der bekommt zusätzlich zum Pop die Weltmusik-Version des Albums. Heißt: Twain und Lange haben ihre 19 (!) neuen Tracks nach Indien, Südamerika und sonstwo hin getragen und dort mit einheimischen Musikanten auf Band gebracht Wir sagen nichts zu diesem Ethno-Versuch; es war ja bestimmt ein tolles Erlebnis.

Im mitteleuropäischen Gewand mag man sich einigen der vielen Lieder nicht entziehen wollen; schon auf „Come On Over“ blieb, wer nicht aufpasste, nach einer Zeit hier und da kleben, und so ist das auch bei diesem Album. „I’m Gonna Getcha Good“, „Juanita“ und „She’s Not Just A Pretty Face“ vertonen einmal mehr Twains weibliches Selbstbewusstsein, der Titelsong macht sich zu einem Rockstandard einen Spaß aus den Plagen des Lebens, „I’m Jealous“ und „It Only Hurts When I’m Breathing“ besingen gefühlig die Liebe, wenn auch nicht so schön wie zuletzt „You’re Still The One“.

Anderes ist schrecklich kitschiger Adult-Pop zu jenen plumpen Rock-Riffs, mit denen Lange einst Bryan Adams nah an den Abgrund trieb, da hätte man sich ein bisschen Selbstbeschneidung gewünscht. Aber wer diese Platte will, der darf ohnehin keine Scheu haben vor Twains ungenierter Sorglosigkeit, mit der sich so ziemlich alles erklären lässt. Sogar ein Cover-Foto in löchriger Männerunterwäsche.

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