Sheryl Crow :: Tuesday Night Music Club

Das Debüt-Album der Crow – mit Hilfe einiger begabter Freunde Mit der Behauptung, es handle sich bei “ Tuesday Night Music Club“ um das erste Meisterwerk von Sheryl Crow, hängt sich Liner-Notes-Autor David Wild schon sehr weit aus dem Fenster. Dass ihr Name bei jedem Song im Kleingedruckten als Co-Autorin auftauchte, hatte schon seine Richtigkeit. Aber wenn der Begriff „Solo-Debüt“ mal so gar nicht auf eine Platte zutreffen wollte, dann auf diese.

Denn sie war eine Visitenkarte, mit der sich ein Autoren- und Musiker-Kollektiv mit einer Sängerin als Galionsfigur vorstellte. Und genau genommen das Ergebnis eines Workshop, in dem sich talentierte Songschreiber eine längere Weile jeden Dienstag zur gegenseitigen musikalischen Erbauung und Inspiration getroffen hatten. A&M hatte Anfang der 90er-Jahre wiederum schon beträchtliches Geld in die ehemalige Backgroundsängerin von Michael Jackson investiert, weil man an ihr Songschreiber-Talent glaubte und sie zu einem veritablen Star eigenen Rechts aufbauen wollte. Deswegen hatte man auch zunächst einen richtigen Star-Produzenten, Hugh Padgham, für ihr Erstlingswerk engagiert. Das war es dann aber auch nicht, was ihr als Einstand vorschwebte. Der nächste Produzent richtete es dann schon besser: Dessen Studio wurde Treffpunkt für besagten Workshop, in dem Miss Crow für eine Weile ihre Depressionen (ob der jahrelangen Erfolglosigkeit) vergessen konnte. Das Album, das Bill Botrell (selbst mehrfach Co-Autor) produzierte, war dann auch buchstäblich ein Patchwork, an dem nicht weniger als acht weitere Songschreiber mitgearbeitet hatten.

„Tuesday Night Music Club“ sollte sich zum sprichwörtlichen sleeper entwickeln: Die erste Single war ein totaler Flop, und auch die Tatsache, dass „Leaving Las Vegas“ für den Soundtrack des gleichnamigen Trinker-Melodramas ausgewählt wurde, förderte den Erfolg der zweiten Single nicht wie erhofft. Einen letzten Versuch startete die Plattenfirma mit dem dritten ausgekoppelten Song. Der allerdings machte – wie Stephen Stills mal launig die Unwägbarkeiten dieses ganzen Geschäfts kommentierte – den entscheidenden Unterschied aus. „All I Wanna Do“ entwickelte sich zu einem dieser nie vorhersehbaren Sommer-Hits als Initialzündung für den Erfolg des Albums. Dieser Erfolg verdarb dann aber auch erst mal sehr heftig den Charakter von Miss Crow. Öffentlich erklärte sie gern, unter anderem auch in David Lettermans Show, wie stark diese Lieder doch von ihrer Autobiografie inspiriert seien. Was grober Unfug war und die Co-Autoren – allen voran David Baerwald – so erboste, dass sie irgendwann um viel Geld und ihre Rechte an den millionenfach verkauften Platten vor Gericht zu prozessieren begannen.

Von einer Deluxe-Edition kann man schwerlich erwarten, dass sich irgendwer ausführlicher zu so unschönen Dingen äußern mag. Kurze Erwähnung finden sie immerhin schon. Ziemlich aus dem üblichen Rahmen fällt die Luxus-Ausgabe dieses „Solo“-Debüts dann doch insofern, als man ein Remastering hier für total überflüssig erachtete. An dem manchmal auch etwas leicht klaustrophobisch anmutenden Studio-Sound, der sich als durchaus radiotauglich erwies, mochte man nachträglich nichts ändern. Einen Song („I Shall Believe“) findet man auf der zweiten CD als Remix, ansonsten neun Studio-Outtakes bzw. Single-B-Seiten, darunter die Cover-Versionen von Eric Carmens 1975er Multimillionenseller „All By Myself“ und Led Zeppelins „D’yer Mak’er“.

Die DVD präsentiert die PR-Aktivitäten der Promo-Tournee rund um das Debüt mit dem zwischen 1.993 und 1995 dokumentierten Live-Material. Die ganz schön aufwendigen Videos belegen nebenbei, mit welchen Hoffnungen A&M die Karriere der Sängerin begleitete. Fair ist fair: Der Begriff „Remaster“ taucht nirgends im Kleingedruckten auf.

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