Short ClltS von Joachim Hentschel

Roots Manuva Awfully Deep Nur so nebenbei: Noch nie in der Geschichte des HipHop hatte London so viele fantastische Rap-Individuen, und Rodney Smith alias Roots Manuva war vor sechs Jahren der Erste aus der neuen Gang. „I don’t give a damn about UK rap, l’m just a UK black makin‘ UK tracks“, sagt er pflichtschuldig auf seiner dritten Platte, einer wahnsinnigen Reggae-Dub-Apokalypse mit warmen Echo-Samples und gescheckten Digital-Patterns, platzend vor musikalischen Einfällen und gruselig durchs Dunkel schleichenden Hooks. Smiths Raps sind cool, freundlich, frei fließend und provokant gelassen, obwohl er höchst Gewichtiges über Moral und Stadt zu sagen wünscht, natürlich. Unglaublich gut.Cß/G DADA/RTD) 4,0 Ted Leo & The Pharmacists Shake The Sheets Der Typ, der die schlaffen Emo-Kids mal wachrüttelt, ganz in echt. Ted Leo aus Washington ist ein rasanter Weltverbesserer, der gut hörbar vom Hardcore-Punk kommt und als freundlicher Kopf eines Power-Trios Musik macht, die so klingt, als würden die Manie Street Preachers auf Mod-Rollern durch eine Vorstadt-Half pipe knattern. „When you can’t afford a broken nose, how can you afford to f ight7′ – das geht frischauf gegendas US-Gesundheitswesen. Streberhaft, trotzdem ansteckend. (LOOKOUT/CARGO) * * * Cosmic Casino BeKind&BeCause Ganz Emo zu sein, ist auch keine Schande. Schön singen, nett schreddern, fein brüllen, einen guten Bassisten haben. Gegen die Band aus Bayern ist nur zu sagen, dass Riffs und Songs unauffällig langweilen.(SNCKM/4N; 2,0 TempEau TempEau Die Grundschulfreunde Jan Plewka (Ex-Selig) und MarekHarloff trafen sich wieder, als Plewka HaHoff für eine Filmrolle als Rocksänger coachen sollte. Das ist die Band dazu, die ulkigerweise genau wie eine deutsche Grundschülerband klingt, die Jahre später in einem Film auftritt: gewollt räudig, melodisch, leicht derangiert, gemütsbetont. Harloff kräht: „Der schönste aller Zufälle sind wir!“ (KIDDO/UNIVERSAL) 2,0 Maximilian Hecker Lady Sleep Jetzt hat sich’s aber langsam mal ausgesäuselt! Selbst gutmeinenden, geduldigen Beobachtern könnte der Weg des verwunschenen Prinzen Maxi ins körperlose Licht der Transzendenz etwas zu lang werden. Alles porzellanzart und (schön) wehleidig wie immer, jetzt aber auch mit Stilblüten: „The first time in my life I am dead“, „l’m hiding under thunderclouds/ Neurosurgeon, help me out!“ und soweiter.fK/nT-yo/PMS) 2,0 Benjamin Gibbard & Andrew Kenny Home EP Vol. V Niedliche Akustikgitarren-Split-Platte mit Gibbard von Death Cab For Cutie und Kenny von American Analog Set (je vier Stücke). Zwei Indie-Persönlichkeiten, die heller strahlen als vermuteltMORR/INDIGO) 3,5

Wake Up With Probe Plus

Die Alltagskomiker Half Man Half Biscuit sind wahrscheinlich die einzige Band hier, die irgendwer kennt – ein Surprise-Beutel für Britpop-Chronisten, der Sampler des Labels Probe Plusaus Liverpool mit Beiträgen zwischen 1983-er Punk und 2001-er Asian Hop, einer Ballade zum Falkland-Krieg, selbstgemachten Folk-Traditionals und allen Nuancen nordenglischer Coolness. (PRO-BE PLUS/CARGO) 3,0 Yann Tiersen & Shannon Wright Yann Tiersen & Shannon Wright Der Akkordeon-Kuschelfred mit dem „Amelie“-Soundtrack, die misstrauische, kratzschuppige Steve-Albini-Muse. Wie immer diese Duo-Platte zustande kam, sie hört sich theoretisch wie ausgesuchter Kack an – und ist praktisch atemberaubend: alle Klaviere, Gitarren oder Violinen von den beiden gespielt, Blut-Chansons, von Shannon Wrights lethargisch widerspenstigem Gesang in Richtung Schlucht gezogen, von Tiersensakkurater Musikalität oben gehalten. The Velvet Underground & PJ Harvey. (VICIOUS CIRCLE) 4,0

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