Short Cuts

Nine Days – The Madding Crowd (EPIC/Sony)

In Amerika ist diese Band natürlich schon wieder ganz groß: Mainstream-Rock, den selbst Bon Jovi nicht so durchschnittlich hinkriegen würden, leider ohne ein Quentchen Originalität, aber gut gemacht. Alles drin: Da weinen Mädchen Flüsse, Ozeane tragen einsame Jungs nach Hause und neben vielen Uptempo-Radionummern ist natürlich auch die obligatorische Ballade dabei, „Bitter“. In der Tat. 2,5

Papa Roach – Infest (Dreamworks/Motor)

Alk, Selbstmord, kaputte Familien sind das denn Korn? Nein, ganz so gemein klingen Papa Roach nicht. Die Kalifornier wollen noch eine bessere Welt, obwohl sie die alte schon so ankotzt, dass sie manchmal nur noch schreien wollen. Auf hohem Niveau allerdings: Die Songs bieten zwar die zurzeit handelsübliche Mischung aus MetaL HipHop und Funk, grooven dabei jedoch derart gewaltig, dass man sich der Wucht kaum entziehen kann. 3,5

Skunk – Stronger Than You i(Supermusic/TIS)

Man muss einfach lächeln. Man kann nicht anders. Diese Band, seit ihrem Debüt komplett umbesetzt, kommt aus dem Ruhrpott. Aber es ist ihr völlig egal. Frank Liesener und Kollegen machen Ska-Reggae-Punk-Pop, laden dazu Paul James Berry ins Studio ein und musizieren fröhlich drauflos. Die Einladung zur Warped-Tour ist nur eine Frage der Zeit. 3,0

NNO – The Bio TV Revenge (Eagle records)

Sometimes I burn like fire and I feel like Johnny Cash“, singen die Schweizer in „I Don’t Care“, klingen aber eher wie eine Britpop-Band, die es sich erlaubt, ausgelassen zu sein: entspanntes Elektronik-Gesummse, lässiger Sprechgesang und Melodien, die sich gar nicht entscheiden wollen zwischen Sixties und sanftem Crossover. Diese drei sitzen sehr gut zwischen den Stilen. 3,0

Sugareen – Ready Steady Go! (Enola/TIS)

Nach dem Aus von Terry Hoax hat sich Marcus Wichary nun ganz aufs Produzieren verlegt – und gleich zwei deutsche Bands unter seine Fittiche genommen. Die Göttinger Sugareen machen zuckersüßen Pop, der durch die glockenhelle Stimme der New Ybrkerin Karin Reilly und die leichten Texte nach Sommerhit schreit. Leider ein bisschen spät dafür. 3,0

No Bounds – Get What You Deserve (Enola/TIS)

Mit No Bounds hat Wichary eine ungleich härtere Combo gewählt. Die Düsseldorfer wären gerne die Guano Apes, aber glücklicherweise plärrt Sängerin Michele nicht ganz so unmotiviert herum. Über netten Rock kommt das Quartett leider selten hinaus, berechenbar ist das Meiste: ein Crossover-Stück, eine Radio-Nummer und eine Ballade, die. „Maybe Heaven“ heißt. Maybe not. 2,0

Rosenstolz – Kassengift (Polydor)

„Ich bin der Song, der nie gespielt wird/ Ich bin das Video, das nicht läuft!“ Was hat Anna und Peter nur so verbittert? Ach so, ist nur ein Scherz, das mit dem „Kassengift“. Die beiden sind immer noch sehr selbstbewusst und voller Lebensfreude, schreiben Arien, Schlager und Pop, mögen Streicher und Dance-Loops und zwischendurch immer mal wieder melancholische Schnulzen. Alles fast wie gehabt und alles okay.3,0

Area-7 – Bitter & Twisted (Silvertone/Zomba)

In ihrer Heimat Australien haben sie es schon geschafft, aber wie wenig das in der Restwelt bedeutet, mussten schon Taxiride und viele vor ihnen erfahren. Area-7 haben allerdings gute Karten. Nicht nur erinnert ihr Name an die unsäglichen und unsäglich erfolgreichen Blink-182, auch ihr Sound schwappt so fröhlich zwischen Pop, Rock und Ska hin und her, wenngleich müder. Die längst vergessenen Smash Mouth lassen grüßen. 2,5

Apocalyptica – Cult (Mercury)

Beflügelt vom Erfolg ihrer Metallica– und sonstigen Metal-Coverversionen versuchen sich die finnischen Cellisten nun an einem Album voller Eigenkompositionen. Immer noch klingt die Mischung aus Hardrock und Klassik fett, stimmig und niemals so verkitscht wie die Werke von Deep Purple oder den Scorpions. Besonders aufregend ist die Idee allerdings auch nicht mehr, und das Songwriting ist doch eher anstrengend. 2,0

Edenbridge – Sunrise In Eden (Massacre)

Parbleu, ein mutiges Debüt. Über einer pfundig-pastosen, nicht sehr tiefenscharfen Epic-Metal-Grundierung schwebt diese sehr sanfte, zerbrechliche – ahm – nachgerade jungfräuliche Stimme von Sabine Edelsbacher, einer Art Andrea Jürgens für Harte. In schwerelosen, vornehmlich der großbritannischen Folkloristik entlehnten Melodien darf sie schwelgen, immer weit weg und gut im Hall. 3,0

(hed)p.e.- Broke (Jive/Zomba)

„I don’t give a fuck/ I’m a hitmann. Im a stalker, I’m a soldier, I’m a street walker/ Fuck you!/ You don’t know me, I’m a freak/ Never slow down, never sleep“ – soviel zur Attitüde. Nach zwei Jahren auf Tour hauen die Kalifornier noch härter drauf als zuvor und berichten erbarmungslos vom Rock ’n‘ Roll-Leben, ob per Rap oder Hardcore-Lärm. So hören sich hyperaktive Psychopathen an, die statt Axt und Kanone Gitarren und Drums gewählt haben. Gott sei Dank. 3,5

Vertical Horizon – Everythinq You Want (RCA/BMG)

Alles, was man will, ist Ruhe vor solchen Bands. Die in den USA megasuper-extra-erfolgreich sind, dauernd von Letterman und Leno eingeladen werden und auf jedem Festival spielen dürfen. Immerhin nur nachmittags. Bands, die zwar eigene Songs schreiben, die dann aber so seicht und so beliebig sind, dass sie von jeder Softrock-Combo dieser Welt stammen könnten. Dagegen ist Dave Matthews extrem aufregend. 1,5

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