Short Cuts

Amanda Marshall – Everybodys got a story (Sony)

An die Locken und die beeindruckende Zahnreihe kann man sich erinnern, aber mit welchem Song wurde Amanda Marshall gleich noch berühmt? „Let It Rain“ war’s, vor mehr als fünf Jahren, und seitdem war nicht viel. Nun scheint die Kanadierin endlich befreit vom Erfolgsdruck und in der Lage, ihren eigenen Geschmack durchzusetzen: Sie singt ihre hübschen Rocksongs ohne die einst leicht gequält wirkende Inbrunst, ohne dauernd zu pressen – dafür gibt es jetzt ja Anastacia. Marshall hat natürlich nicht die Tiefe von Fiona Apple, aber manchmal einen ähnlichen Groove („Coleen“) und ganz vernünftige Texte. „So my friends don’t think he’s cool/ He likes Coltrane, I like Tool“, dichtet sie in „The Voice Inside“, und man ahnt: Eigentlich weiß sie, dass das Eine viel cooler ist als das Andere. (3,5)

A- Hi-Fi Serious (Eastwest)

Das ist mal ein Karriereziel: Sänger Jason Perry möchte sich einen Swimmingpool leisten können. Deshalb macht er mit A wohl genau die Musik, die fast immer in die Charts kommt: Punkpop, passend für jede Party, mit schrillem Gesang und bratzenden Gitarren, aber freilich auch mit Elektro-Beats, denn man ist ja modern. Von wegen! Die Zeiten von Bloodhound Gang und ähnlichen Krawallbrüdern sind doch hoffentlich vorbei (2,0)

Further Seems Forever- The Moon Is Down (EMI)

Chris Carrabba, der hier singt, ist zwar schon wieder ausgestiegen, aber Further Seems Forever wird das nicht umbringen. Die sind Ärger gewöhnt, und das hört man auch. Zu wirklichem Hardcore können sie sich allerdings selten aufschwingen, dafür mögen sie Melodien zu gern. So kommen rührende Stücke wie „New Year’s Project“ zustande, aber auch Hänger wie „Pictures Of Shorelines“. Aus der Mitte entspringt ein ordentliches Album, mehr nicht (2,5)

The Jelly Jam (Inside Out/SPV) Man erschrickt ja oft, wenn sich eine Band als „All Star“-Combo herausstellt. Bei The Jelly Jam kommen Ty Tabor (King’s X), Rod Morgenstein (Winger) und John Myung (Dream Theater) zusammen. Wer jetzt aber aufgeblasenen Prog-Metal erwartet, irrt glücklicherweise: Hier wird ohne große Konzepte Musik gemacht, die in den psychedelischen 70er Jahren verhaftet ist, aber nur selten ins Esoterische abschweift. Stattdessen hat man sich auf prägnanten Rock konzentriert – eine gute Idee, erstaunlich unaufdringlich umgesetzt, (3,0)

RPWL – Tryiing To Kiss The Sun (Point)

Als Pink Floyd-Coverband gegründet und immer noch nichts dazugelernt. RPWL aus Freising bleiben bei pompösem Synthesizer-Pop, der nur vorgibt, tiefsinnig zu sein und mit Zeilen wie „Two of us, we count as one/ Make it whole and touch the sun“ aufwartet – von Yogi Lang in doch sehr deutschem Englisch gesungen. Immerhin: Das Cover ist SÜß.(1,5)

Something Swingin‘ (WARNER)

Ausgesprochen originell ist es nun ja nicht, „die ultimativen Original-Hits“ zusammenzustellen, nachdem Robbie Williams vor Monaten eine Swing-Euphorie ausgelöst hat Trotzdem kann man sich diesen 42 Tracks kaum entziehen: Frank und Nancy, Dino und Dusty, Peggy Lee und Perry Como: So viele Klassiker sind dabei – auch einige, die gar nicht dazu gehören. Aber wer will es da so genau nehmen – die Vorstellung, dass sich jetzt auch 15-Jährige solche Compilations kaufen, ist tröstlich genug. Obwohl sie mit einem simplen Sinatra-Album vielleicht besser beraten wären. (3,0)

Heyday – Wide Awake (Virgin)

Man weiß nicht, was soll es bedeuten. Oft erinnern einen die Wuppertaler an all die verzweifelten Jungs, die sich nicht zwischen Metal und Pop entscheiden können und dann einfach Rock machen, mit ordentlich Pathos und Monster-Melodien. Noch häufiger muss man an Pearl Jam denken – was angenehmer ist. (3,0)

Die Happy – Beautiful Morninq (BMG)

Schluss mit den Guano-Apes-Vergleichen, endgültig. Die Happy wussten wohl, dass sie sich nur mit einem heftigen Schlag aus der Crossover-Strafecke befreien können – und so wummert „Beautiful Morning“ zwar streckenweise sehr aggressiv („Leaving You“), aber Maria Jandova lässt das Nasic-Gegröl hinter sich. Ihre besten Momente sind die akustischen Balladen, die sie sanft wie nie singt – „Breathing“ könnte fast von Jasmin Tabatabai sein. (3,0)

Coast To Coast (Jar Music)

Eine Reise von Küste zu Küste, von den Vereinigten Staaten bis nach Kanada, nur mit Frauen am Steuer. Schöne Sache! Lynn Miles fangt mit recht klassischem Country-Pop an, aber dann verzaubern einen schon Spyglass mit „Sleepyhead“, Ani Di-Franco überschlägt sich wie immer vor Emotionen. Die Cowboy Junkies und The Lovelies, Framing Amy und Velvet:Wenn Amerika bloß überall so aussähe, wie es einem diese Songs suggerieren. Es wäre ein seltsames, nachdenkliches, warmes Land. Aber vorerst muss man sich wohl mit dem wunderbaren Album zufrieden geben. Zu beziehen über wwwjarmusic.com. (4,0)

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