SHORT CUTS

The Dodos Carrier ***1/2

Tragische zwei Jahre waren das seit dem letzten Album. Aber es scheint, als habe der Tod von Gitarrist Chris Reimer die Band aus San Francisco enger zusammengeschweißt. Nie klang die Mischung aus enthusiastischem Folk und wütenden, fast Dinosaur-Jr.-haften Gitarrenausbrüchen so entschlossen.(Polyvinyl/Cargo)

Money The Shadow Of Heaven ***

Dem Titel gemäß wird auf diesem Debüt des Manchester Quartetts Money äußerst pastoral musiziert, wenn auch nicht im streng religiösen Sinn. „So Long“ und „Bluebell Fields“ sind kleine Andachten mit jenseitigen Gitarren und prähistorischen Chören. (Bella Union/Cooperative)

Robert Pollard Honey Locust Honky Tonk ***1/2

17 Stücke hat der arbeitswütige Guided-By-Voices-Sänger für sein neues Soloalbum aufgenommen, kaum eins länger als zwei Minuten. Und das Tempo, mit dem er einem die Verweise wieder um die Ohren haut, ist berauschend, von Bob-Mould-Rock („Flash Gordon Style“) bis R.E.M.-Folk („I Killed A Man Who Looks Like You“). Nach 34 Minuten ist der Spaß vorbei. (Fire/Cargo)

Western Lows Glacial **

Ziemlich monoton kommt die Musik von Western Lows, dem neuen Projekt des in L.A. lebenden Londoner Songwriters Jack Burnside, daher. Euphemistisch könnte man sie wohl auch sphärisch nennen oder als Dream Pop bezeichnen.(Highline/Rough Trade)

Lily Wood & The Prick The Fight **1/2

Auf ihrem zweiten Album präsentieren die Franzosen Nili Hadida und Benjamin Cotto wieder hübschen, harmlosen Pop. „Where I Want To Be (California)“ groovt trocken zwischen souliger Strophe und hymnischem Refrain. „Let’s Not Pretend“ leiht sich ein paar Funk-Licks, der Disco-Versuch „Middle Of The Night“ könnte auch vom letzten Gossip-Album stammen.(Choke Industry/Indigo)

Empire Escape Colours ***

Man muss die Berliner nicht lieben, dafür kleben sie zu sehr an den Achtzigern. Aber Empire Escape haben Mut zum großen Chorus, und Hendrik Schäfer singt mit einer feierlichen Grabesstimme, die sich nicht entscheiden kann, ob sie Nick Cave oder David McComb von den Triffids sein will.(Velocity/Broken Silence)

Volcano Choir Repave ****

Volcano Choir ist das gemeinsame Projekt von Bon-Iver-Kopf Justin Vernon und den Rock-Visionären Collections Of Colonies Of Bees, die hier für den ständig flirrenden, vibrierenden, pulsierenden, blubbernden Sound zuständig sind. Eine Wundertüte, die leider viel zu früh leer ist.(Jagjaguwar/Cargo)

Sam Lee Ground Of Its Own ***

Der Brite fuhr einige Jahre durch England, sammelte uralte Volkslieder und ließ sich in der Kunst des traditionellen Folkloregesangs unterrichten. Hier interpretiert Sam Lee entsprechende Lieder zu Banjo, Fiddle und Mandoline, aber auch Mundorgel und seltsamem Instrumentarium. (IMG/India)

Dent May Warm Blanket ***1/2

Drittes Album des Mississippi-Songwriters, dessen Platten von einer tollen DIY-Attitüde leben. Auch hier: May kompiliert 80s-Drum-Computer, Chorus-Gitarren, Flügel und Streicher zu 70s-Piano-Pop, Psych-Funk und weißem Soul. Stylish, klug, durchaus humorvoll: gut!(Carpark)

Fight The Bear 38 Degrees ***

Fight The Bear aus dem britischen Shropshire verbinden Indie-Rock mit englischer Poptradition. Beizeiten ein wenig niedliche, immer aber konzis komponierte Lieder mit einem sympathischen, juchzenden Habitus. (Waterfall/Broken Silence)

The Lone Bellow The Lone Bellow ***1/2

Beeindruckend gesangsstarkes Trio aus New York City mit einem Album zwischen Lady Antebellum, Fleetwood Mac und Mumford & Sons: bebender Folk, doch nicht so lose wie von Mumford, sondern mit US-Country-Erdung und gelegentlichen Ausflügen in Soul und Gospel. Die Performance ist fabelhaft, die Band in diesem Genre zu Größerem berufen.(Descendant/Sony)

Buddy Guy Rhythm & Blues ***1/2

Doppelalbum vom Chicago-Blues-Großmeister, der mit Mitte 70 eine irrwitzige Energie und Unmittelbarkeit in seinem Spiel hat. Hier groovt er mit Aerosmith, Kid Rock, Beth Hart und dem begabten Hendrix-Epigonen Gary Clark Jr. Eine Platte Rhythm, eine Platte Blues: zwei Lehrstunden einer Legende.(Sony)

Adolar Die Kälte der neuen Biederkeit **1/2

Das Quartett aus Sachsen-Anhalt wehrt sich mit Postpunk und Wave-Rock gegen die neue Biederkeit und changiert zwischen druckvollen Refrains und kühler Wave-Ästhetik. Adolar nehmen ihre Lieder sehr ernst und werfen sich mit hörbarer Leidenschaft in ihre Musik.(Zeitstrafe/Indigo)

Laura Mvula Sing To The Moon ***

Soul-Jazz-Gospel-Pop mit karibischen Einflüssen von einer BRIT-Award-nominierten Sängerin. Edle Kulissen, von Tom Elmhirst (Adele) und Steve Brown (Rumer) produziert. Mvula hat Luxus und Stolz in ihrer Stimme, aber auch eine samtene Freundlichkeit. Eine famose Sängerin.(Sony)

Robert Coyne with Jaki Liebezeit The Obscure Department ***

Der Sohn des 2004 verstorbenen Kevin Coyne kooperiert mit Schlagzeugerlegende Jaki Liebezeit (u. a. Can) – das ist interessant. Robert Coyne singt leise-inwendige Lieder, meistens zur Akustikgitarre, dazu spielt Liebezeit seine knappen Rhythmen. Zusammen entsteht eine fast meditative Ruhe und ein dezent hypnotischer Groove: Experiment geglückt.(Meyer/Rough Trade)

Karnivool Asymmetry ***

Das dritte Album (in 15 Jahren!) der australischen Prog-Metal-Band ist eine düstere Reise in eine Welt der Extreme. Dissonante Riffs, gepeinigter (und doch melodiöser) Gesang, komplex asymmetrische Strukturen, düstere Soundscapes: Karnivool verbinden die Klaustrophobie von Tool mit der Wut des Nu-Metal.(Sony)

The Airborne Toxic Event Such Hot Blood **1/2

Auf ihrem dritten Album beruhigt das Quintett aus L.A. seine mit Wave-Sounds abgedunkelte Sturm-und-Drang-Musik und sucht einen etwas aufgeräumteren Sound. Manche nehmen das der Band übel, und das Album ist wohl wirklich eines der Orientierung. Aber schöne Momente hat dieser US-Indie-Pop doch.(Sony)

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