Short Cuts :: VON BIRGIT FUSS

Peter Stuart – Propeller (ULFTONE)

An Dog’s Eye View muss man sich vielleicht nicht erinnern – sie waren Freunde der Counting Crows, rockten ähnlich bräsig vor sich hin und lösten sich nach einer viel zu langen Tournee auf. Sänger Peter Stuart macht nun solo weiter. Nachdem es ihm gelungen ist, seine Aufnahmen von einer großen Plattenfirma zurückzukaufen, konzentriert er sich vorerst auf Europa. Ob sein Sound hier allerdings gut aufgehoben ist? Der New Yorker klingt doch extrem amerikanisch: schöne Singer/-Songwriter-Geschichten von Unschuld und zerbrochenen Herzen nicht gerade aufregend produziert, aber allemal schwungvoller als die geistesverwandten Hootie und immer knapp am Kitsch vorbei. Eine Popstar-Karriere wird mit solch unaufdringlicher Wärme wohl kaum gelingen – auch wenn Stuart im Booklet aussieht wie Benjamin v. Stuckrad-Barre. 3,0

The Electric Club – COME SING ALONG (WINTRUP/SUPERMODERN)

„Ain’t That A Lot Of Rock“, fragt ein Song der Provinz-Combo – und die Antwort ist eindeutig: Nein. Viel Rock gibt es hier nicht zu hören. Ein paar Gitarren zwar, aber die wahre Stärke dieses Debüts liegt in der Verspielmeit der Popsongs, die zwar mit vielen winzigen Details versetzt sind, aber doch immer eine große Melodie verfolgen und von Andre Weber hinreißend schwärmerisch gesungen werden. 3,5

Veranda Music – Look Of Joy (XXS RECORDS)

Man möchte schwören, den Song „Father And Son“ kenne man von Cat Stevens, aber er klingt so verdammt nach Veranda Music. Und „Mother Of Earth“, ist das nicht von Jeffrey Lee Pierce? Schon, aber auch da haben es die Hamburger geschafft, sich das Lied eines gar nicht so Fremden ganz zu eigen zu machen. So hat ein Cover-Album dann erstaunlich viel Sinn: Es zollt Will Oldham und Depeche Mode Tribut, vor allem aber ist es ein Beeis für das größte Talent von Veranda Music Sie biedern sich nicht an, sondern spielen mit einer faszinierenden Mischung aus eleganter Distanz und doch unüberhörbarer Liebe zu den Liedern – und werden so nie langweilig. 3,5

Poor Rich Ones Happy Happy Happy (REC 90)

Schon rührend, diese Norweger. So gerne wären sie Radiohead. versuchen es mit komischen Geräuschen und hohen Stimmen, aber scheitern dann doch. Zu vorhersehbar sind ihre Melodien, zu unentschlossen ihr Versuch, schwelgerischen Pop mit Pseudo-Experimentellem aufzuwerten. Selbst so schöne Songs wie „Things To Say When You’re Not Here“ verläppern. 2,5

Suburban Tribe (PARLOPHONE/EMI)

Sie kommen aus Finnland, ihr Sänger heißt Ville – nicht Valo allerdings, sondern Tuomis. An den Erfolg von HIM werden sich Sub-Urban Tribe wohl kaum anhängen können. Ihr melodischer Metal will trotz allerlei Synthie-Unterstützung einfach nicht modern werden. Dafür verzichten sie freundlicherweise auf Aggro-Attitüde und widmen sich in ihren Texten lieber zwischenmenschlichen Sorgen. 2,0

Mike Tramp – Recovering The Wasted Years (ULFTONE)

Im Dezember-Heft gefordert, jetzt schon da: ein neues Album von Mike Tramp. Schnelle Reaktion! Tatsächlich arbeitete der einstige Sänger von White Lion schon länger an seinem Comeback – das wohl nicht kommen wird. Zu sehr bleibt er seiner Vergangenheit treu, zu uncool sind die Songs. Und dabei doch so perfekt: dynamischer Hardrock mit wütenden Hymnen (If It Ain’t Gonna Rock“) und pathetischen Durchhalteparolen („Follow Your Dreams“) und traurigen „Power-Balladen“ („Darkness“) und allem, was die 80er Jahre zu bieten hatten. Die Nachgeborenen werden es nicht verstehen, und man kann es ihnen nicht verdenken. 3,0

Beatsteaks – Living Targets (EPITAPH)

Die Ärzte haben sie liebend mit auf Tour genommen, Die Toten Hosen auch: Die Beatsteaks sind die Band, deren Name als erster fallt, wenn es um die Zukunft des deutschen Punkrock geht- und das zu Recht. Teilweise vom Faith No More-Bassisten Billy Gould produziert, finden die Berliner mit ihrem dritten Album einen Mittelweg, der kein bisschen nach faulem Kompromiss klingt Hart sind sie immer noch, schnell sowieso und aggressiv. Aber sie können auch anders und setzen gerade dadurch Akzente, dass sie kurz die Handbremse anziehen, um dann wieder umso heftiger aufzudrehen. Wenig Zeit zum Atmen, aber noch genug zum Denken. 3,5

Gotthard – One Life One Soul – Best Of Ballads (BMG)

Zum zehnjährigen Jubiläum holen die Schweizer all ihre Tränenzieher noch einmal raus. Wäre ein „Best Of Rocksongs“ nicht passender gewesen? Bei ihren Heavy-Krachern haben die Ziehsöhne Chris von Rohrs eine gewisse Kraft, die vielen Balladen abgeht. Steve Lee singt sich zwar die Seele aus dem Leib, aber man wünscht sich doch desöfteren, diese Geburtstagsparty wäre etwas wilder ausgefallen. Von den rührend klischeeehaften Texten zu schweigen. 2,0

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