Short CutS von Joachim Hentschel Benny Sings

ILoveYou Einer muss verrückt oder sehr einsam sein, wenn er sich als komplett unbekannter Sänger eine zehnköpfige Band zusammenstellt und für ein Soul-Jazz-Live-Album in Amsterdam eine Show abzieht, wie sie sich George Michael und Stevie Wonder nach einem Gläschen Amaretto zusammenträumen würden. Benny Sings, ein junges, lockiges Weißbrot aus Den Haag, singt seine Lieder im zart bebendem Michael-Jackson-Ton, manieriert, aber sehrfrisch und beglückend. (SONAR KOLLEKTIV) 3,5 Francoise Hardy Tant De Beiles Choses Eine der wunderbarsten Sängerinnen nicht nur Frankreichs, sondern überhaupt, mit großen Liedern, die Jarvis Cocker extra geschrieben hat, und einem Duett mit Michel Houellebecq? Wäre schön gewesen, aber Hardy hat sich von Langweilern wie Perry Blake und Ben Christophers beliefern lassen und singt zu trübe verwaschener Nouvelle-Chanson-Musik mit Klavier und Cafe-Jazz. Eine edle Wahl allerdings, wenn man was zum Dahindämmernwill. (virgin/emi) 2,0 The Kills NoWow Mehr super-kaputter, ultra-verseuchter, mega-derangierter Giftkeller-Blues von den Geschwistern Fürchterlich aus Florida und London (die natürlich keine Geschwister sind, eher Partner in der Nacht). Klingt wie die Presswehen, mit denen jemand versucht, die Yeah Yeah Yeahsauf die Welt zu bringen, es schleimt sich nicht an und hat die klappernde Monotonie freilich selbst gewählt. Die wohlbekannte Pose allein trägt heute aber nicht mehr weiUDOM/NO/Rro) 2,5 Phonoboy Tres Chic, Trashig Juhu, die Rückkehr der grellgelben Anything-goes-Platte! In den Mittneunzigern gab es die oft, als kurzzeitig Easy-Listening-Chanson, Analog-Elektropop und Garagen-Beat gleichzeitig cool waren. Die zwei irren Münchener nutzen die Nähe zu Italien, um viel Französisch zu singen, und betreiben den Firlefanz-Stil mit größtmöglichem Geschmack und teilweise tollen Sonqs.dtEDWlNETU-NES/PIAS) 3,0 Le Tour 2 WennSiediese Wocheeine Frankreich-Compilation kaufen, dann diese. Zur Abwechslung lässt das Team der rollenden High-Class-Disco „Tour De France“ die hauchenden und raunenden Salon-Klischees nämlich weg und konzentriert sich auf das, was wir immer Ethno-Pop nennen, Radio-Songs in Zigeuner-Swing, Reggae aus Mauritius, Pariser Rai‘. Auch ein wenig Gainsbourg-hafter Indie, die tollen Digi-Punks Prototypes und ein von Nada Surf gecoverter Indochine-Song. (LO-CAL/INDIG0) 3,5

Mattias Hellberg

Mattias Hellberg Angeblich eifersüchtig.weil sein Duo-Partner Hederos lieber mit TSOO L auf Tournee ging, hat der Schwede Hellberg jetzt eine Solokarriere und klingt griesgrämig dabei. Mit Freunden macht er sich die eigene America na, Blues, Hobo-Songs, Neil-Young-artige Sachen. Bedeckter Himmel, Slide-Gitarre, Soli mit dem Daumennagel, die in der Holzhütte verhallen. (FARGO/RTD) 2,5 Sugarplum Fairy Young And Armed Die zweite heldenhafte Britpop-Gang aus Borlänge in Schweden, tatsächlich angeführt von den zwei leiblichen Brüdern des Mando Diao-Sängers. Und ein Beispiel dafür, wie Mando Diao klingen würden, wenn ihre Lieder nicht so grandios wären. Milchbuben, die sich unauffällig und fehlerlos durchs Beatles-Examen mogeln, (universal) 1,5 Paul Anka

Rock Swings

„Smells Like Teen Spirit“, endlich in der Big-Band-Version, endlich mit Paul Anka. Was denkbar ist, muss irgendwann geschehen -Anka, der die Steuerkarte seit Jahren aus Las Vegas kriegt, singt auch Jump“,“Everybody Hurts“, „Black Hole Sun“ und „Wonderwall“, und das Lustigste ist, dass der Alte die Lieder ganz sicher nicht kannte. Den blöden Gag mal kurz verziehen: Das klingt halt hundertmal besserals Robbie Williams mit Hut. (SONY BMG) 2,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates