Short Cuts von Oliver Hüttmann

Bulworth – Soundtrack (Interscope/BMG)

Der Score von Ennio Morncone, dessen frühere Filmmusiken ja auch Hip-Hop-Bands gerne sampeln, wurde für diesen Soundtrack leider nicht berücksichtigt. In den USA schon vor einem Jahr veröffentlicht worden, enthält diese Compilation von Karyn Rachtman („Pulp Fiction“, „Romeo & Julia“) daher noch den Hit „Ghetto Superstar“ von Präs, zudem neue Songs von Dr. Dre & LL Cool J, Mack 10 & Ice Cube und das großartig groovende, spöttische Macho-Stück JBitches Are Hustlers Too“ von D-Fyne. 3,5

Snoop Dogg -No Limit Top Dogg (No Limit/Virgin)

Im enormen Ausstoß an Platten übertrifft No Limit, das Label von Master P, fast schon den Wu-Tang Clan. Daß der Voodoomeister mit Snoop Dogg einen arrivierteren Rapper in seinem Repertoire aus Newcomern integriert hat, macht andersherum Sinn: Nach zwei Flops kann wohl nur jemand wie Master P dessen Arsch wieder hochbringen and with a little help from his friends. Sein Mentor Dr. Dre und DJ Quick arrangierten ihm manch exzellente G-Funk-Bassline und luxurösen Melodienteppich, wobei einige Songs allzu sehr die Handschrift von Dr. Dre auszeichnen oder an 2Pac gemahnen. Dazu rappt der „Snoopafella“ im arroganten Hustler-Stil über das Übliche: Frauen sind „bitches“, alle anderen „motherfucker“ und er „the most tough dog of all dogs“. Ach ja, und wie Will Smith will er natürlich auch US-Präsident werden. 3,0

Fiat Lux – Racing Team ’99 (FIAT Lux/Virgin)

Die Club-Nächte in Paris sind kaum anders als etwa in Berlin – die Musik aber ist besser. Diese Compilation ist eine homogene Auswahl des exquisiten französischen House-Labels Fiat Lux, dessen Künstler Sexy Kool oder Superfunk meistens nur Singles oder EPs veröffentlichen. 4,0

Illmatic – Still Ill (3P/EPIC/SONY)

Schwärende Sounds und schwelgende Soul-Chöre, pumpende Funk-Bässe, Piano-Pathos und Disco-Melodien mit seinem Label-Boß Moses Pelham, dem Wagner des deutschen HipHop, hat der Bad Pyrmonter Rapper griechischer Herkunft bei seinem zweiten Album tief in orchestralen Requisiten gewühlt Bei „Skillz“, natürlich von Sabrina, Moses und Xavier unterstützt, rappt Illmat.’c gar deutsch. Das klingt recht gefällig, manchmal jedoch auch wie Blei in den Ohren. 2,5

Caspar Bröttmann – Mute Massaker (Our Choice/RTD)

Das Massaker ist vorüber. Zwei unaufdringliche Gefährten am Schlagzeug und Baß begleiten den Solisten Caspar Brötzmann und seine Gitarre jetzt in die Gefilde des Feedback. Sein spirituelles, mantrahaftes Saitengewusel gemahnt in einigen Momenten an Jimi Hendrix oder Neil Young, ist letztlich aber erschöpfend-enervierend. 2,5

Doppel A – Featuring… (Community/Virgin)

Die Anarchist Acadetny besaß reichlich Gespür ftir gute HipHop-Songs, hatte aber mit ihrer überdrehten Polit-Lyrik natürlich keine Chance. DJ Zonic und Chefreferent Hannes Loh haben die Gruppe nun verlassen und die verliehenen drei Mitglieder als Doppel A ein neues Podium errichtet, auf dem sie Genossen und Gleichgesinnte des deutschen Untergrunds versammeln. Darunter die funkige Crossover-Combo Virgin Traffic Lights, die eher poppigen Futta, die rockigen Bad Mothers, Horst MC & Imandjan mit exzellentem Orgel-Sound, die Minimaüsten Mutternatur mit dem Eins, Zwo-Rapper Dendemann und sogar der bei vielen verpönte Wolf. Das Gesamtbild dieser Posse bleibt ungefähr, gibt allerdings einen witzigen und verblüffenden Überblick. 3,0

Die Pilzen

Zeitwürz (deck s/rtoi Die Pilzen beginnen zu einem fulminanten Schlagzeug-Beat mit Samples von Morricone und Melodien aus den Sechzigern, flechten Klassik, Gitarren-Riffs und Zitate von Degenhardt ein. Die Berliner HipHop-Band hat einen Haufen toller, irrer Einfalle, als Rapper aber sind sie nur durchschnittlich begabt Läßt hoffen. 3,0

Sens Unik

„Cartoon“ heißt das erste Stück, und auf dem Cover stilisieren sich die französisch-schweizerischen Sens Unik als Superhelden im Stile der Marvel-Comics. Das Millennium wollten sie thematisieren. Weil das irgendwie immer unheilvolle Science-fiction suggeriert, hätte sich die Band dieses platte Sinnbild nicht antun sollen. Musikalisch allerdings ziehen sie aus Soul, Reggae, Jazz, Violinen-Samples und verhaltenen Scratches wieder fließende Rhythmen und schmelzende Sounds zu der sehnsüchtigen Stimme ihrer Chanteuse Deborah. Eine intensive Platte, aber keine Sternstunde. 3,0

Feuertanz – Diverse (BMG)

Ein Musterbeispiel für degeneriertes Denken: Weil der Ausruf „Neue deutsche Härte“ nach den bizarren Diskussionen der vergangenen Monate wohl selbst abgezocktesten Produktmanagern zu anrüchig geworden ist und sich darunter eingeordnete Musiker ohnehin nicht dazugehörig beziehungsweise mißverstanden fühlten, wurde flugs der nächste Slogan für das Gebräu aus Millennium-Manie und Masochismus, Mittelalter-Mumpitz, Morbidität und Mystik angerührt Nun lassen sich Atrocity („Der Mussolini“), Witt („Treibjagd“), Subway To Sally („Böses Erwachen“), And One („Deutschmaschine“), Oomph!, Richthofen und andere Finsterfetischisten unter dem Motto „Neuer deutscher Liederwahn“ vermarkten. Heureka! Das ist ja was ganz anderes, das klingt ja so unverdächtig, gar nicht hart – und assoziiert nur, daß Wahnsinn und Naivität nahe beeinander liegen und unausrottbar sind. 1,0

Citizen King – Mobile Estates (WEA)

„This is the place you face the music/ 1 demonstrate an altered State with blacklight shining on the boombox“, heißt es im Song „Basement Show“. Mit Vocoder und verzerrten Stimmen, Gags und elektronischen Gimmicks pendelt das Quintett aus Milwaukee zwischen Beck und Cake, Bootsy Collins und Alternative Rock. Ein Mitglied ist hier nur für „records“ zuständig, und die Samples sind steüweise furios. 3,0

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