Short cuts :: VON WOLFGANG DOEBELING

The Butterflies Of Love

How To Know The Butterflies Of Love

(FORTUNA POPI)

Amerikas feinste neue Band, bisher nur bekannt von brillanten Singles, enttäuscht auch auf ihrer Debüt-LP nicht Die Gebrüder Greene aus Connecticut und ihre mal elegisch driftenden, mal dramaturgisch klug beschleunigenden Cohorts verstehen sich auf organischen Pop wie derzeit niemand sonst Die Go-Betweens klingen an, die Distractions und ein Bouquet von Stimmungen zwischen zager Melancholie und Freitod. Die linde Poesie des Bandnamens findet jedenfalls musikalisch keine Entsprechung, die Gitarren sind lediglich Gefühlsverstärker, Hammond und Xylophone setzen Akzente, alles steht im Dienst der düsteren Metaphorik. Das Vinyl dagegen ist weiß. Schön verwirrend, verwirrend schön. 4,0

Cotton Mattier Kontiki ( R A I N B O W OUARTZ/PIAS)

Nicht mehr ganz neu sind Cotton Mather, die in ihrer texanischen Heimatstadt Austin schon seit Jahren mit knappen, konzisen Live-Gigs für Aufsehen sorgen und eine feste Größe sind im US-Powerpop-Underground. Britischer als die Bongos, Beat-verliebter als die dB’s und psychedelisch-verspielter als Game Theory, gehorchen die Mather-Tunes gleichwohl jenem transatlantischen Kodex, wonach alles erlaubt ist, solange es nur nach Sixties klingt Ein Plansoll, das hier lässig übererfüllt wird. Die Songpaten heißen meistens Lennon, manchmal McGuinn, einmal Dylan. Besser als Oasis seien Cotton Mather, hat mal einer geschrieben. Genau. So wie No Doubt besser sind als Madness. Dennoch: groovy! 3,0

Supersuckers

The Evil Powers Of Rock’n Roll

(KOCH INTERNATIONAL)

Zuletzt hatten sie in Country-Rock-Gefilden marodiert, jetzt kicken die Supersuckers wieder Arsch. Und lesen allen Abstinenzlern, Nichtrauchern und Pornoverächtern kräftig die Leviten. „Fve consulted all my friends and colleagues“, granteln sie in „Cool Manchu“, „and they all agree that it’s a drag.“ Der nächste Song heißt denn auch „I Want The Drugs“, und die Musik passt wie angegossen. Zwei, drei Cuts sind substanziell, der Rest ist laut, banal, konform. 2,0

The Chainsaw Hollies

LifetimeGuarantee ialternation) Definitiv mehr Hollies als Chainsaw ist das neue Album der wieder zum Trio geschrumpften deutschen Vorzeige-Powerpopper. Überwiegend uptempo, sind die Tracks durchtränkt von frischwärtigen Gefühlen und forschem Gitarrengeklingel. Die Gefahr, damit ins Formelhafte abzugleiten, wird nicht durchgängig gebannt, aber doch über weite Strecken. HonorabeL Und hiermit jedem Supergrass-Fan ans Herz gelegt 2,5

Linda Lewis Kiss Of Life (TURPIN/8MG>

Eine Platte wie ein Federball. Luftige, leichte Jazz-Akkordik trifft auf öligglatte Latino-Rhythmik, und darüber trällert die viel beschäftigte Session-Vokalistin (zuletzt: Oasis), deren große Zeit freilich mehr als zwanzig Jahre zurückliegt Bemerkenswert jung und modulationsfähig ist Lindas Stimme geblieben, doch hält die Qualität ihrer Eigenkompositionen nicht das Versprechen, das diese Stimmbänder geben. Angenehm und durchaus eingängig, aber beinahe ohne Gewicht 2,0

The Blues Band

BrassedUp (Gobalt) Zum 20. Bandjubiläum leisten sich die renommierten Brit-Blueser eine Bläsergruppe, die von keinem Geringerem als dem hochbegabten Peter King beaufsichtigt wird. Auch Pee Wee Ellis ist mit von der Partie, was allzu gestandenem Blues-Rock hier und da ordentlich Swing verleiht Sonst blieb indes alles beim Alten: Paul Jones singt formidabel und entlockt seiner Harmonika so schmucke wie sattsam bekannte Schleifen, Paul Kelly bedient das Fretboard mit großem Anstand, Rob Townshend macht am Schlagzeug richtig Dampf, und auch die anderen Musiker, zumeist aus dem ManfredMann-Dunstkreis, machen eigentlich nichts verkehrt Trotzdem bleiben jene Momente in der Minderzahl, wo alles zusammenkommt, wo Material und Musikalität synergetisch aufeinander reagieren, wo (vulgo) die Post abgeht Nicht back dorn man, sondern gentleman ist der Blues hier. Handzahm und ein wenig lendenlahm. 2,0

Map Of Wyoming

RoundTrip (Interstate) Die frühen Wüco und die späten Whiskeytown haben sicher Spuren hinterlassen, doch liegt der Country Rock von Map Of Wyoming aus San Francisco näher an den Original-Heroen ihrer hybriden Kunst. Vor allem die maßgeblich von Bernie Leadon geprägten Songs und Sounds der Eagles klingen an, aber auch die besinnlicheren, Moll-dominierten Epen von Poco. Natürlich nicht klanglich: alles hier ist aseptisch, durchsichtig und ohne Geheimnisse. Live jedoch und also analog müsste diese Musik zu Herzen gehen. 3,0

Hieran Goss

WorseThanPride -edel gontraire) Zu geschniegelt scheint auch das neue Album des in seiner irischen Heimat sehr erfolgreichen Singer-Songwriters produziert zu sein, doch dann muss man erkennen, dass die Klangpolitur ihre Entsprechung in den Songs findet Goss hat ungleich mehr Klasse als ein Chris De Burgh. Kunststück. Aber ebenso weit entfernt sind seine ebenmäßigen, völlig risikofreien, romantischen Wohlfiihl-Lieder vom urigen, wollüstigen Genie eines Christy Moore. Wer Dire Straits für Rock’n’Roll hält, könnte Gefallen daran finden. Und das sind ja nicht wenige. 2,0

Krokus

Round 13 ( P H o N A G ) Krokus waren schon in ihrer Blüte eine Heimsuchung der fatalsten Art Jetzt hat Fernando von Arb vier Jungspunde um sich geschart und scharrt wieder mit den Hardrock-Hufen. JJ. Lights „Heya“, im Original bereits eine Sub-Redbone-Blödnummer, wird weiter versaubeutelt. Der neue Vokalist, Carl Sentance, beherrscht das Eunuchen-Spektrum aus dem Effeflj und der neue Krokus-Krach hat, so das Label-Info, einen „Sofort-Auffallungswert“. Hat er. Wie der andere große Schweizer Musikant, DJ Bobo.1,0

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