Short Cuts :: VON WOLFGANG DOEBELING

Dan Brodie And The Broken Arrows – Big Black Guitar (last call/fenn)

Die Aussies hatten schon immer ein Händchen für Gitarren-Girlanden und apart gewobene Saiten-Teppiche. Auch Dan Brodie aus Melbourne wuchert auf seinem feinen Debüt-Album mit dem Wohlklang von Slide und Steel, Banjo und einer beachtlichen Palette aus öString-Kolorit Seine Tunes sind rund, seine Lyrik lebt von leiser Selbstironie. „“My daddy played guitar and I played the fool“, schmunzelt er im Titelsong und träumt: „“I’ll be happy when I am a star.“ Könnte sogar klappen, wenn auch nur in jenem Alt-Country-Kaff, wo Steve Earle Sheriff spielt. 3,0

Chuck E. Weiss Old Souls & Wolf Tickets (RYKO/ZOMBA)

Voodoo-Litaneien, Swamp-Boogie, kantiger Rhythm & Blues und elastischer Jazz von der Semi-Legende, die einst für Lightnin‘ Hopkins trommelte und in Rickie Lee Jones‘ „“Chuck E’s In Love“ verewigt wurde. Weiss kräht wie sein Mentor Waits, und die Begleitmusiker agieren aufreizend lässig. „Extremely Cool“, so hieß der letzte Weiss-Longplayer nicht von ungefähr. Ein Titel, der auch hier nicht unangebracht wäre, vor allem im Hinblick auf die reichlich meschuggene Version von Don Rayes „“Down The Road Apiece“ (yep, selbiges schon von den Stones geadelte Stück). Die lose Boogie-Woogie-Aufnahme entstand vor 30 Jahren mit Willie Dixon am Bass und pfeifend, letzteres in gewagter (Dis)Harmonie mit Mr. Weiss. Muss man gehört haben. 3,5

Gallygows – Give It To Her (HOUSTON PARTY/INDIGO)

Gallygows extrahieren bei den Beatles das Saccharin und bei den Beach Boys das Säuseln, ignorieren den Rest inklusive Genie und Wahnsinn, addieren Synths, mollige Akkorde und mickrige Texte, et voila: Powerpop ohne Power. Eindimensional. 2,0

The Buff Medways – This Is This (Vinyl Japan)

Billy Childish! Wie viele Combos hat der Mann nicht schon verschlissen: Headcoats, Milkshakes, Mighty Caesars. Nun also The BuffMedways, benannt nach einer ausgestorbenen Hühnerrasse. Das passt Nicht, weil die Musik federleicht und schmalbrüstig wäre. Nein, es ist die erwartete Schnittmenge aus krudem Rock’n’Roll und Garage-Beat, aus Punk-Attitüde und Melodien wie von Larry Williams. Wirkt bloß alles so schrecklich anachronistisch inzwischen. Kein Geld, keine Posen, kein Marketing, noch nicht einmal ein Video. Nur dieses Getöse aus ramponierten Röhren-Verstärkern. 3,0

The Blues Band Stepping Out (HYPERTENSION/EDEL)

Chris Barber und Ian McLagan gastieren diesmal, stilistisch meidet man die Charakteristika des britischen R&B. Nichts Wildes mehr, alles gediegen und gedämpft, bis hin zum obligaten, finalen GospeL Selbst Paul Jones, früher ein eher intuitiver Vokalist, singt nur noch diszipliniert und zuweilen gar gepresst. Das Alter, womöglich. 2,0

Dave Kelly – Resting My Bones (HYPERTENSION/EDEL)

Marginal lebendiger und sicher entspannter ist das aktuelle Solo-Werk des Blues-Band-Gitarristen Dave Kelly, der sich wie in Urlaubsstimmung über einige viel-gecoverte Songs hermacht, darunter Steve Goodmans „“City Of New Orleans“ und Tim Hardins unverwüstliches „“If I Were A Carpenter“. 2,0

John Kay – Heretics & Privateers (EDEL)

Der ehemalige Steppenwolf-Sänger hat immer noch einen Hang zum Knödeln, tut das aber schon lange nicht mehr vor vulgärer Rock-Kulisse. Kay singt zeitkritische, dem Protest-Folk verpflichtete Texte zu Blues-Schemata aus Gitarren und Harmonica. Born to be bieder. 1,5

Cliff Richard – Wanted (Papillon/Universal)

Seine letzte Single (und sein 114. Hit, count ‚em!) schaffte es im UK auf kaum eine Radio-Playlist, was Sir Cliff zu einer (eigentlich unchristlichen) List greifen ließ: Das Ding wurde noch mal bemustert, doch erschien auf dem Label nicht des Künstlers berühmter Name, sondern: The White Knight. Und siehe da, Cliffs sanfte Soulnummer geriet landesweit in heavy rotation. Eine Blamage für die ausgetricksten Hörfunk-Fuzzis, ein Lehrstück in Sachen Medienwirklichkeit. Was freilich diese beschämend banalen, in Keyboard-Kleister ertränkten Versionen teils großer („“All Shook Up“, „“When You Walk In The Room“), teils krasser („“What’s Love Got To Do With It“) Vorlagen nicht im Ansatz rechtfertigen kann. Dies, Ladies & Gentlemen, ist Cliffs schlechteste LP (von 46, count ‚em!), mit Abstand und offiziell. Unwanted. 1,0

Sneaker Pimps – Bloodsport (TOMMY BOY/EASTWEST)

Kein leichtes Unterfangen, Fblk und Pop, Soul und E-Beats unter einen Hut zu bringen. Warum sich dann überhaupt die Mühe machen? Nun, Sneaker Pimps wissen daraufkeine endgültige Antwort, fuhren aber auf „“Bloodsport“ wieder ein paar Beispiele dafür vor, dass das kopfige Fusionieren nicht verkopfte Resultate zeitigen muss. 2,5

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