Short cuts :: VON WOLFGANG DOEBELING

Ashanti Ashanti (Def Soul)

Ashanti Douglas ist der kleinste R&B-Nenner, auf den sich Amerika derzeit einigen kann. Hübsch und Radio-freundlich, hiphop und gefühlig. Nicht so aufdringlich kommerziell wie ihre Label-Gefährtin Christina Milian, aber auch nur halb so gefährlich wie Mary J. Blige. Und natürlich um Klassen besser als jene fettige Schlagerpampe, die uns als „deutscher Soul“ angedient wird. Ashanti, bislang für Gastrollen auf Platten ihres Mentors Ja Rule bekannt, singt gefällig unauffällig. Was gut zum gepflegten HipHop-Ambiente der Musik passt. The Gap Band und DeBarge werden gesampelt, der untote Biggie wird zitiert (aus „Fucking You Tonight“), doch croont die Lady wie in Latex gepackt Safer Soul. 2,5

Tweet – Southern Hummingbird (ELEKTRA/WEA)

Wie Charlene Keys zu diesem Namen kam, weiß sie angeblich selbst nicht Er blieb einfach haften. Tweet! Nun denn, das Leben hat ihr schlimmere Streiche gespielt. „My life was in shambles“, singt sie im Opener „So Much To Say“ zu plätschernden Klängen. Eine Untertreibung. Denn vor zwei Jahren schrammte sie um Haaresbreite an einem Suizid vorbei, wurde „von Gott“ (na klar!) gerettet, der in Person von Missy Elliott auftrat (Halleluja!), assistiert von Timbaland (Amen). Das Ergebnis nennt Tweet ihr „therapy album“, wir nennen es süperb: lasziver Gesang zu sanften Streicher-Massagen, coole Floorstompers („Boogie 2Nite“), heiße Phantasien („Oops“) und jazzig-akustische Dramen („Motel“). Tweet erinnert an Deniece Williams, ohne deren reizende Flatterhaftigkeit freilich. Es sind dunkle Selbstzweifel, die sich durch Songs wie „Drunk“ und „Complain“ ziehen, verstörend und betörend.4,0

Precious Bryant – Fool Me Good (TERMINUS/INDIGO)

Ländlicher, lakonischer Südstaaten-Blues ohne jeglichen Firlefanz. Eine akustische Gitarre, Georgia im Blut und, obwohl 60 Jahre auf dem BuckeL zeitlos. 2,5

Buddy Miles BluesBerries(Ruf Records)

Das eigentlich totgecoverte „Tobacco Road“ von John D. Loudermilk bringt der ehemalige Hendrix-Sidekick angefunkt, und auch die meisten anderen Cuts haben einen Drall ins Rockige, Riffige. Nicht zuletzt dank Rocky Athas, dessen Lead-Gitarre den Blues-Rock der Seventies plündert. 2,0

Phaze – WhoDoWeThinkYouAre (VINYL JAPAN)

Fay Hallam, früher Leading Lady der famosen Mod-Soul-Combo Makin‘ Time, hat ihre Hammond-Orgel entstaubt und entlockt ihr ein raueres, feisteres Wummern als einst. Ehemalige Mitglieder der Prime Movers, Prisoners und Solarflares komplettieren das Line-up von Phaze und unterlegen Fays Pop-Stimme mit druckfestem R & B britischer Sixties-Prägung. 3,0

The Letters

Here Comes That Feelinq Again (DETOUR]

Die Letters aus Bristol surften Ende der 70er Jahre auf der Powerpop-Welle: enge Anzüge, dünne Krawatten und scharfe, kurze Songs. Wie ihre brillante Single „Nobody Loves Me“. Jetzt sind sie zurück, klingen noch immer präzise und Pop-vernarrt, und selbst das Material ist noch Mod-infiziert. 3,0

The Miles Hunt Club – The Miles Hunt Club (EAGLE /EDEL CONTRAIRE)

Die Roots des Ex-Wonder-Stuff-Sängers Miles Hunt liegen in den späten Eighties, und so mutet die Musik seiner neuen Band etwas charakterlos an, auf Nummer sicher arrangiert, höflich vorgetragen. Pop-Rock eben. Dabei hätten ein paar der Songs, „Diluted“ etwa, durchaus Brüche an der glatten Gitarren-Fassade vertragen. 2,0

Craig Armstrong – As if to Nothing (MELANCHOLIC/VIRGIN)

Armstrong hat ein Gespür für Atmosphäre, seine Kompositionen sind stets ausgefeilt und nicht selten kinematographisch angelegt. Was ja immer die Gefahr birgt, ins Kitschige abzugleiten. Ein schmaler Grat, den der Schotte aber fest im Blick zu haben scheint. Nicht einfach, wenn man die Opulenz orchestraler Etüden und elektronischer Effekte auch noch mit einem Dutzend Kollaborateure befrachtet, von Evan Dando über Mogwai und Photek bis zu, you guessed it, Bono. Der gibt am Ende den Scott Walker, ganz ohne Grandeur, aber erstaunlich unpeinlich.3,0

Roland Gift – Roland Gift (polydor) Die Fine Ybung Cannibals waren für den Soul-Pop, was UB 4O für den Reggae sind: Fettaugen, ein bisschen eklig, doch immer oben schwimmend. Gifts Solo-Debüt hält das Niveau mühelos. Plastik pur, für Menschen, die bei Erwähnung des Wörtchens Soul zuerst an The Lighthouse Family denken. 1,0

HankMarvin-GuitarPlayer (Polydor)

Der Fender-Gott im freien Fall: fade Standards zu sedativen Synthesizern, zahm gezupft, ohne rechten Twang. Fahrstuhlmucke. Tragisch, wenn man bedenkt wie Hanks Stratocaster vor bald 45 Jahren die Alte Welt aufmischte. 1,5

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