Short Cuts :: von Wolfgang Doebeling

aco Brothers – New Deal

Jon Langford genießt in Chicago denselben miesen Ruf wie John Conquest in Austin: besserwisserische Briten, die den Yanks das Wesen von Americana erläutern. Und ärgerlicherweise meistens Recht haben. Eine Frage von Intelligenz plus Hingabe, eine rare Kombination, von der Langfords Bilder ebenso leben wie der irreverente, spitzbübische Roots-Mix seiner Waco Brothers. Country 8C Western, nicht ironisch gebrochen, nur augenzwinkernd angeeignet (BLUEROSE) 3,5

Michael J. Sheehy – No Longer My Concern

Wird gern mit Beck und Badly Drawn Boy verglichen, der ehemalige Kopf des Dream City Film Club. Weil seine Aufnahmen oft ähnlich bemüht klingen und verklausuliert Andererseits: nichts ist hier clever-clever, einige Songs gründein tief im Blues, Sheehys Lyrik weist ihn als Leidenden, Mitleidenden aus. Badly drawn man. (beggarsbanquet) 3,0

Eliza Carthy – Anglicana

Zurück vom Planeten Pop widmet sich Englands Genverwöhnter Folk-Darling wieder der geliebten Tradition. Die Langsamkeit von „Just As The Tide Was Flowing“ ist beklemmend, ihre VocaJs auf „Bold Privateer“ fesseln, das Fiddle-Spiel wirkt ausgereift trotz ihrer Jugend. Was allein stört, sind ein paar kopfgeborene Arrangement-Ideen und die phasenweise obsoleten Percussion-Einlagen. (topicm-akustik) 3,0

Oysterband

RiseAbove Keine wild-trunkenen Klampfen-Stampfer hier, stattdessen lustige Zitate (Wahwah!) und subtile, ja feinnervige Songstrukturen. Alles freilich unter der alten Devise: Optimismus ist gut, Idealismus ist besser. Krasser Ausfall, weil zu laut und zu pompös: „Blackwaterside“ (PLÄNE) 2,5

Cultured Pearls – Life On A Tuesday

Jon Kelly hat diesmal produziert, der zu seinen zufriedenen Kunden Heather Nova und Chris Rea zählen darf. Entsprechend easygoing ist die Stimmung des Albums, entsprechend angenehm plätschern die Backing-Tracks. Alles Pop, Soul nur in der stets unaufgeregten, samtenen Stimme von Astrid North. Am beeindruckendsten auf, ,Heavy Load“, dem ohnehin besten Song hier. Manch anderer fallt dann doch einen Touch zu höflich und geschmeidig aus.

Rod Stewart – It Had To Be You

Dahinter steckt Clive Davis, der alte Fuchs. Und dessen Handlanger Richard Perry. Gemeinsam zwängten sie Seine Heiserkeit in einen Frack und ließen ihn auf „The Great American Songbook“ los: 30er-Jahre-Standards vom Schlage „These Foolish Things“ und „Vbu Go To My Head“. Zu Sirup-Streichern aus der Studio-Retorte. Klingt wie Percy Mayfield auf Autopilot, mit Katarrh. Ein US-Hit, das Sequel ist in Arbeit. (BMG) 1,5

Ted Nugent – Craveman

Waffenfetischist, Lustkiller, flaggeschwenkender Patriot: Neben Ted Nugent wirkt Charlton Heston wie eine Leitfigur des Liberalismus. The Nuge, wie ihn seine Neanderthal-Kameraden nennen, hat Herz und Hirn in den Hoden: Testosteron-Rock, sturzdoof. Kein Wunder, daß Kid Rock mit von der Prügel-Partie ist. Was aber Sheryl Crow geritten hat, ihren Namen zu besudeln, will man lieber nicht wissen. Vielleicht fand sie Gefallen an den Songtiteln: „Raw Dogs And War Hogs“, „Pussywhipped“ oder „My Baby Likes My Butter On Her Grits“. (Spitfire) 1,0

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