SID GRIFFIN – LITTLE VICTORIES; COWBOY NATION – COWBOY NATION :: Prima Records/Glitterhouse; Demon/Edel Contraire

Ihre Stunde schlug etwa zur selben Zeit, als es wieder mal angesagt schien, die besseren Seiten diverser Country-Rock-Traditionen zu rehabilitieren. Es war diese historische Sekunde, von der jeder Musiker träumt – jener magic moment, in dem eigene Ambitionen und musikalische Zeitläufte auf wundersame Art und Weise zusammenfallen. Daß man selbst davon nicht ewig zehren kann (wenn die Trend-Karawane weiterzieht und obendrein die Platten in den Regalen liegen bleiben…), mußten sowohl Sid Griffin als auch die Brüder Tony und Chip Kinman zur Kenntnis nehmen.

15 Jahre später: Griffin, einst mit den Long Ryders Kaliforniens oberster Byrds-Nachlaßverwalter, lebt inzwischen in London, verdient seine Brötchen als Musikjournalist, feiert mit der Pub-Band Coal Porters nur bedingt Erfolge und legt nun also sein erstes Solo-Album vor. „Little Victories“ ist Folk aus der Mitte des Lebens – nachdenklich, zweifelnd, sehnsüchtig, sarkastisch, aber letztlich doch deutlich oberhalb der Grabkante.

So brillanten Songs wie etwa „I Wish I Was A Mountain“, „Jerusalem Road“ und „The Man Who Invented The Blues“ (mit exzellentem String-Arrangement von Gattin Kate St John) stehen aber doch einige Füllsel gegenüber, die – wie „The Rate Of Exchange“ – auch durch prominente Co-Autoren (wie Steve Wynn) nicht aufgewertet werden können. Hinzu kommen einige Arrangements, die nur Demo-Charakter haben. Wie würde Kollege Doebeling sagen? An underachievement. Aber streckenweise zumindest sehr schön anzuhören.

15 Jahre später, pari two: Unsere Kinman-Brothers, einst mit Rank SC File (bei denen zeitweilig auch ein gewisser Alejandro Escovedo angeheuert hatte) texanische Speerspitze der kurzlebigen Western-Offensive „Cow-Punk“, besinnen sich nach einem mißglückten Hank-goes-Jesus 8i The Mary Chain-Intermezzo (mit Blackbird) wieder auf die trabenden Akustik-Gitarren. Ganz gemächlich allerdings und ganz dick in Moll.

„Cowboy Nation“ ist so etwas wie die akustische Anti-These zu Wrangler-Reklame und Rodeo-Euphorie ein Klang gewordener, trauriger Western, der wohl weiß, daß er sich selbst überlebt hat Einen Harlan-Howard-Song („The Blizzard“) zwingen die Kinmans ebenso in dieses Rank 8C Füe-Revisited-Konzept wie ganz Traditionelles („Old Paint“, „Cowbo/s Lament“) und ganz Neues aus eigener Feder.

Das Ergebnis steht dem ihres Vorgängers in dieser Rezension in etwa diametral gegenüber: Nicht immer schön anzuhören, aber schön konsequent im Durchhalten des einmal gewählten Tonfalls. Bonjour tristesse! So müßten Danny 8C Dusty heute klingen, wenn sie sich doch mal wieder für solch ein „Lost Weekend“ zusammenraufen würden. Und zwar 15 Jahre danach, natürlich.

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