Sinead O’Connor – Faith And Courage

Wer dauernd die Produzenten wechselt, hatte uns Chumbawambas Boff Whalley neulich naseweiß erzählt, lebe bloß in der Angst, sich als Musiker und Hauptperson outen zu müssen. Sein Wort in vieler Musikanten Ohr! Auch in dem der Sinead O’Connor. Sicher, die Promoter jubeln, wenn sie ihre Album-Info mit Namen wie Dave Stewart, Brian Eno, Wydef Jean, Adrian Sherwood und einem halben Dutzend weiterer, teurer Miet-Zauberer auf eine volle halbe Seite strecken können. Hört sich toll an und besser jedenfalls ab das so mühsam errungene Ergebnis bei der ersten Stippvisite.

Ein paar hübsche Gipfel aber erstürmt die einst so streitbare Irin, die an jeder Kamera derart bedröppelt ergriffen vorbeischaut, als habe man ihr erzählt, sie stände gerade einem Ikonenmaler Modell, dann doch. Noch immer stürzt ihre Stimme, wenngleich längst nicht mehr gänzlich unvorhergesehen, aus lichten Höhen in bedeutungsschwere Dunkelheit ab, und noch immer wahrt sie den Anschein hoher Kunst, wo andere bis zum Gürtel im Kitsch waten. Doch wozu bloß diese Armada von Köchen in solch kleiner Küche? Nur damit’s hier mal irisch wispert, dort so klingt, als habe im Studio doch tatsächlich jemand spontan getanzt und dann wieder kleine, süße Gören in den Schlaf wiegt?

Immerhin gibt es doch Songs wie „‚Til I Whisper You Something“ auf diesem Album, die selbst Annie Lennox vor 15 Jahren kaum ergreifender hätte singen können. Was aber, wenn nun „Hold Back The Night“ nach dem mediokren „No Man’s Woman“ zur zweiten Single erkoren wird? Dann muss die arme Sinead im Video wieder ganz furchtbar weinen. Wenigstens hört sich mindestens die Hälfte dieser Platte so an, als müssten es diesmal nicht zwingend echte Tränen sein. Und die andere Hälfte trocknet vielleicht die falschen.

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