Skye

Mind How You Go

Das Solowerk der Ex-Morcheeba-Sängerin: erstaunlich warmherziger Pop

Um zu erkennen, daß Skye Edwards zu einer Solokarriere taugt, braucht es keinen Marketingspezialisten. Morcheeba wären nicht viel gewesen ohne den sinnlichen Charme der Londonerin, die erst das Geheimnis in den TripHop der Godfrey-Brüder brachte.

Nichtsdestotrotz war Edwards bislang nur Erfüllungs gehilfin, die die Melodien anderer Leute sang, und also muß der Alleingang erst gelernt werden. Eineinhalb Jahre ging die Reise von Session zu Session und von Schreiber zu Schreiber – Edwards traf sich mit Pat Leonard, Gary Clark. Daniel Lanois und Ehemann Steve Gordon, um viele Lieder, aber auch die Bestandteile eines eigenen Ausdrucks zu sammeln. Solche Sessions bringen natürlich zunächst nur Standards hervor: zu flüchtig sind die Begegnungen, zu sehr am schnellen Resultat interessiert, um weit hinter das Übliche zu gelangen.

Doch Skye macht das Beste aus ihren Möglichkeiten. Und klingt dabei ganz anders als bislang, nämlich verletzlich, warmherzig, bescheiden gar. Das ist also der wahre Ton der Frau, die bei Morcheeba Verführerin und gediegene Club-Chanteuse war! Die Musik dazu ist der besagte elektronisch angereicherte Pop irgendwo zwischen Imbruglias „White Lillies Island“, Didos „No Angel“ und Morcheebas „Big Calm“ – gutes, durchaus inspiriertes Handwerk, das Edwards die Freiheit gibt, sich selbst auszuprobieren.

Auffällig sind: die Oboe bei „Tell Me“, in dem Edwards dem Liebsten übers Telefon mit berührend schlichten, ungereimten Worten von einem Tourtag in New Orleans berichtet. Die schönen Changes von „Love Show“, hier ein trademark Tune und natürlich die erste Single. Und das Zeitlupenlied „Calling“, dessen gedehnte Melodien eine Brücke schlagen zu „The Sea“ und anderen trühen Morcheeba-Liedern.

Ob übrigens der Rausschmiß der Godfreys hier verarbeitet wird? Vermutlich, hier und da. Jedenfalls ist die Rede von Enttäuschung und gebrochenen Versprechen, aber ohne Wut und Bitterkeit. Wahrscheinlich weiß Edwards zu genau, daß sich das Ende der ersten Karriere im Rückblick als ein Glück herausstellen wird. Fragments of freedom. (WARNER)