Slade – Slayed?

Es war der Typ von der Plattenfirma, der die Band – bisher The N‘ Betweens – in Ambrose Slade umbenannte. Seine Sekretärin gab ihrer Handtasche den Kosenamen „Ambrose“, die Puderdose rief sie „Slade“. Alle hassten den Namen. Das war 1969. In Chas Chandler, dem Hendrix-Entdecker, wurde ein Manager gefunden. „Beginnings“ (2,0) enthält brav nachgespielte Versionen von Songs der Beatles („Martha My Dear“), von Steppenwolf, Frank Zappa, The Moody Blues, Ted Nugent und Marvin Gaye sowie ein versponnenes Folk-Rock-Instrumentalstück, das die einzige Single wurde. Entsprechend furchtbar ist die Platte, die ein kapitaler Misserfolg war. Für „Play It Loud“ (1970, 2,5) erfand Chandler die Band neu – sie hieß nun Slade, und die Musiker traten als Skinheads auf, nachdem sie lange gebraucht hatten, um die langen Haare zu züchten. Sie hassten auch dies, trugen aber folgsam Doc Martens und Hosenträger. Noddy Holder und Jim Lea schrieben auch die meisten Songs selbst, doch noch immerwar kein Stil erkennbar. Erst der alte Brüller „Get Down And Get With It“, von Little Richard popularisiert, brachte 1971 einen moderaten Hit.

Ein Jahr später exlodierte in Bitannien die Slademania, die in „Slayed?“ (3,0) gipfelte, das „Gudbuy T’Jane“, „Mama Weer All Crazee Now“ und „Let The Good Times Roll“ enthält. Slade hatten die Mitgröl-Hymne und die kreative Orthografie entdeckt, Noddy Holder bellte plötzlich wie ein rostiger Trunkenbold, und die langen Haare waren auch wieder da. Die Simplifizierung und Kostümierung fiel zusammen mit dem Siegeszug des Glam-Rock, und Slade hauten einen Gassenhauer nach dem anderen heraus. Auf „Old New Borrowed And Blue“

(1974, 3,0) ist die Krach-Formel stellenweise überraschend verfeinert („Miles Out To Sea“, „My Friend Stan“ und die Piano-Ballade „Everyday“), und besser wurde das Songwriting nicht mehr.

Die Hits blieben bald auch aus, nachdem Slade vergeblich versucht hatten, in den USA ähnlich zu reüssieren wie daheim. „Slade Alive Vol. 2“ schlug 1978 fehl, aber ein Comeback-Auftritt beim Festival in Reading, 1980, ist legendär: Die Musiker mussten sich einen Parkschein kaufen und kamen beinahe nicht in den Backstage-Bereich. Mittlerweile hießen die Hardrock-Helden Iron Maiden und Def Leppard, doch mit ihrem von Wut und Trotz gespeisten Auftritt triumphierten Slade an jenem Abend. Von diesem Konzert wie von drei anderen Live-Alben sind Songs auf dem Doppel-Album „Slade Alive!“{3,0) enthalten – die befriedigendste Sammlung mit Slade-Stücken, sozusagen im natürlichen Territorium aufgenommen.

Das Salvo-Label hat die Alben mit Liner Notes, Bonus-Tracks und Memorabilia wieder aufgelegt – und wenn diese Haudegen-Musik auch in der Rückschau nicht subtiler wirkt als das Schaffen von Sailor, so ist es doch eine liebevolle Hommage an die prägende Band jener paar Jahre, bevor Handwerk, Gemütlichkeit und Gemeinschaftsgefühl zuschanden gingen. Und Slade haben überdauert in allen Glam-Metal-Bands und jener Entität, die man als Oasis kennt.

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