Slash – Slash
Jetzt also hat sich Slash, offenbar entnervt von der chronischen Snakepit-Mediokrität, doch zu einem veritablen Solo-Album durchgerungen und gleich ein Dutzend altbekannter, gerade angesagter oder hoffnungsvoller neuer Einschreier verpflichtet. Das Nummernrevue-Konzept ist bewährt unter Gitarrenstrebern: Carlos Santana etwa hat damit vor zehn Jahren ein geradezu mustergültiges Comeback hingelegt. Slash dachte wohl eher an Jimmy Pages „Outrider“-Kollaborationen oder an den schwarzen Mann mit dem umgedrehten Kreuz, dessen Experimental-Eintopf „Iommi“ durch die allzu vielen Zutaten dann aber doch nicht die ganz große Küche war.
„Ghost“ eröffnet den Reigen mit einem nervösen Melodie-Intro, das an beste Gunners-Tage erinnert, aber dann setzt Ian Astbury ein und kontrastiert den Sturm-und-Drang-Riff mit schwebendem Cult-Pathos. Er klingt, als wollte er mäßigend auf seinen Gitarristen einreden, bringt eine sinistre, fast schon deplatzierte Ruhe ins Spiel, aber Slash ist nicht zu bremsen.
Nicht so spannungsvoll gerät sein Zusammentreffen mit Ozzy, von dem sich Slash zum side man degradieren lässt. Einen so aufgeräumten Song wie „Crucify The Dead“, die archetypische Schmuddel-Ballade, die sich dann immer wieder dicke tut, hatte der durchgeknallte Alte aber auch längere Zeit nicht mehr auf dem Kopfhörer. Ebenso unvermeidlich war Lemmy – und ebenso vorhersagbar das Ergebnis. Slash schrubbt eins dieser schön fertigen Metal-Punk-Riffs, tritt dem Metronom gehörig in den Arsch, und man fragt sich wieder einmal, wie lange diese zu Tode erschöpfte Stimme eigentlich noch hält.
Mit Wolfmother Andrew Stockdale ergeht er sich in einem authentischen Led-Zeppelin-Plagiat („By The Sword“), einschließlich geschmackvoller Wah-Wah-Improvisation und Wimmer-Intonation, die schon mehr nach Robert Plant klingt als der selber. Sogar die Kooperationen mit Kid Rock lässt sich wider Erwarten anhören.
Alles in allem ist das ein erfreulich inspiriertes, spannungsreiches Album geworden. Wer seine Ansprüche mal auf ein realistisches Maß zurückzuschrauben vermag, sich also freimacht von dem Gedanken, hier müsse jetzt aber noch einmal ein Opus herauskommen, das die Zeit anhält, wird es goutieren. Vielleicht sogar mehr als das.