Sly & Robbie – Drum And Bass und Michael Rose And Sly & Robbie – Uhuru :: Palm Pictures/RTD; Tabou
Als Bassist oder Schlagzeuger berühmt zu werden, ist schwierig genug, aber gemeinsam als Rhythmusgruppe eine Legende zu werden, ist eine Kunst. Der Schlagzeuger Lowell „Sly“ Dunbar und der Bassist Robert „Robbie“ Shakespeare sind die einzigen, die das sogar massenwirksam geschafft haben. Unter dem Kürzel „Sly & Robbie“ wurde das Duo aus Jamaika, die als einfache Reggae-Session-Musiker angefangen haben, zum Synonym für „coole“, „groovige“ Musik. Dabei litten sie in den 25 Jahren ihrer Karriere kaum unter qualitativen Schwankungen: Waren die Alben ihrer Arbeitgeber (darunter die Rolling Stones, Bob Dylan, Simply Red) gut, lag es an ihnen, waren sie schlecht, waren sie nur die Mietmusiker.
So möchte man auch „Uhuru“, das die beiden mit dem Black-Uhuru-Chef Michael Rose eingespielt haben, zügig abhaken, doch so einfach ist das nicht: Vom Chef der Roots-Reggae-Veteranen stammen nämlich nur die Texte. Für die rhythmisch wie melodisch aberwitzig einfallslose Musik ist das Duo verantwortlich. Vermutlich ging es hier schlicht um schnöden Mammon: Das Album fügt sich nahtlos in den stumpfen Reggae-Mainstream, den man weltweit ahnungslosen Jamaika-Fans verkauft Mit echtem, altem, kraftvollen, körperwarmen Reggae hat das allerdings soviel zu tun wie Bryan Adams mit Blues.
Doch Sly & Robbie können auch anders, manchmal sind sie sogar für echte Überraschungen gut Schon auf früheren, eigenen Alben hatten sie sonderbare Anwandlungen, doch nie waren sie so radikal wie auf „Drum And Bass – Strib To The Bone By Howie B“.
Reggae kann man diesen kargen, irritierenden Sound kaum nennen: Baß und Schlagzeug rattern in feiner Maschinenregelmäßigkeit dahin, kaum gestört von den melodischen Motiven, die ebenso gleichförmig entlangsegeln. Minutenlang rennen die Stücke flott auf der Stelle, bis es irgendwann klick macht: So ist es wohl, wenn Marathonläufer ihre Grenzen überwinden und auf den Flügeln der Endorphine um die Welt rasen.
Ganz allein sind die beiden allerdings nicht zu diesem Sound gekommen. Ihr Produzent Howie B., der als Remixer von U2, Björk und Madonna und andere ebenfalls zur Legende wurde, hat die Tracks zwischen Electro-Dancefloor und Dub deutlich geprägt Robbie Shakespeare war von dem modernen Zeug nach eigener Aussage anfangs sogar nicht einmal begeistert, aber dann „it kinda hit me“. Nun ist Drum & Bass, die ganze Geräuscheund Windmacherei, unsere Sache nicht, und hip ist die Sporttaschen- und Großbrillen-Brigade auch nicht mehr.
Tatsächlich aber ist das hier ein Album wie früher, als man sich noch mit Musik beschäftigte: gewöhnungsbedürftig, aber lange haltbar. Eine Freude für progressive Traditionalisten. Wie mich.