Soft Cell – Cruelty Without Beauty: Späte Reaktivierung der zuletzt erfolglosen Veteranen :: COOKING VINYL

Unfinished business: Schon im Vorfeld der Reunion hatte Marc Almond zu Protokoll gegeben, dass Soft Cell nie zu einem vernünftigen Ende gekommen seien. Die Drogen, die Depressionen, all das hatte 1984 vorzeitig ein Elektro-Pop-Duo entzweit, dessen musikalische Initiation einer ganze Szene den ersten Funken bescherte, und da kann von einem guten Schluss also keine Rede sein.

Das nun 18 Jahre später eine neue Platte kommt, soll man nicht so hoch hängen. Almond und Ball sind weder blöde Wiederkäuer, die sich im Revival bloß noch einmal selbst feiern, noch große Künstler, die ein zweites Mal große Anstöße geben könnten. Vielmehr treffen hier zwei alte Weggefahrten aufeinander, die aus Liebe zur eigenen Biografie und aus Ehrfurcht vor dem gemeinsamen kreativen Vermögen ein paar neue Lieder schreiben, wieso denn auch nicht.

Wer nun so genügsam Elektrodiskos wie „The Night“ oder „Darker Times“ hört und in der lasziven Theatralik von „Le Grand Guignol“ und „Last Chance“ den alten Soft-Cell-Vibe gern wiedererkennt, der genießt ohne Reue. Die Elektronik fiept gelinde modernisiert, aber noch immer schlicht und zweidimensional genug, um die alten Bilder zu malen, und der noch immer fragile Almond singt dazu mit dramatischem Timbre und jenem gebrochenen Pathos, das ihm einst die Beschreibung „Suicide meets Judy Garland“ einbrachte.

Dabei haben Soft Cell in all den Jahren gelernt, sich selbst einer recht strengen Qualitätskontrolle zu unterziehen. Nichts auf „Cruelty Without Beauty“ ist bloß selbstgefällig oder doof ideenlos, sondern müht sich im Rahmen der hier gegebenen Möglichkeiten- rechtschaffen um Identität und Dreidimensionali tat.

Ob nun eine solche Platte reicht, um so viele Jahre später seinen Frieden mit der womöglich verpassten großen künstlerischen Zukunft (wenn die überhaupt je drin war) zu machen, wissen die Künstler allein. Business finished?

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates