SOULCOUGHING :: Hamburg, Mojo Club

Doughty schwitzt so sehr, daß ihm die Brille längst auf die Nasenspitze gerutscht ist. Aber ein Kerl im Publikum will seiner Aufforderung zu Mitsingen einfach nicht nachkommen. Doughty starrt den Querulanten ironisch über den Brillenrand an: „Oh Mann, was für ein Ausdruck von Individualität!“ Ironie schafft Abstand, und der ist wichtig, wenn man die Codes des HipHop mit denen von Blues und Beat-Prosa kreuzt. Deshalb ist es gut mitanzusehen, wie der weiße Typ da oben erst kumpelhaft master af ceremony spielt, um dann die Talkradio-Giftspritze zu geben. Der Mojo Club jubelt ihm sowieso geschlossen zu, diesem seltsamen Star.

Dem anderen seltsamen Star jubelt niemand zu, aber das ist nicht so schlimm, er hat ja kein Ego. Denn der andere Star von Soul Coughing ist eine Maschine. Ein Sample-Keyboard. Es wurde von Mark De Gli Antoni mit allerlei Geräuschen gespeist – mit Eselschreien und Comic-Soundtracks und selbstkomponierten Symphonien. Die spuckt es jetzt in immer neuen Kombinationen aus – ein wesentlicher Bestandteil in Soul Coughings swinpn‘ noise, dessen Reiz ohnehin live in der Improvisation liegt.

Da macht es nichts, daß die Amis mit einem Album vom letzten Jahr auf Tournee sind, denn fast kein Song von „Irresistible Miss „klingt heute abend wie auf Platte. Einmal ruft Antoni, der den elektronischen Datenträger wie einen Flügel streichelt, Harmonien ab, die nach House auf der Heimorgel klingen, und irgendwann flötet Doughty „Into The Groove“ von Madonna. Da sind Steinberg und Gabay gefordert die Rhythmussektion nimmt jede Kurve. So muß Doughty kaum Gitarre spielen, sondern darf machen, was er ohnehin am besten kann: schimpfen und dichten.

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