Soulhat

Experiment On A Fiat Plane Texanischer, urbaner Funk mit Blues-Erdung und Rock-Attitude. In Austin, selbsternannte Live Music Capital Of The World (traf einst zu), kann eine Band nur überleben, wenn sie auf der Bühne zu überzeugen weiß. Und Soulhat sind dort bereits seit gut zwölf Jahren zugange. Woran es hapert, ist die Konservierung ihres lockerperkussiven, immens homogenen Live-Spiels auf Platte. Zu clean. Und Kevin McKinney ist nicht eben ein charismatischer Sänger, (terminus/smis) 2,0

COLUMBIA Der Rapper erzählt aus seinem Leben – wie Opa vom Krieg Genau, Leben ist manchmal wie Krieg. Rapper Nas hat das scharfe, langwierige Duell gegen seinen NewAbrk-RivalenJay-Z überstanden und ärgert sich nur noch ein bisschen: Als sein letztes Album „Stillmatic“ herauskam, hatte Jay-Z die darauf enthaltenen Beleidigungen schon mit einer eigenen Platte beantwortet. Nein! Aber wenn Opa den Krieg rekapituliert, müssen die Enkel nur ein unbedachtes Stichwort gesagt haben. In „Last Real IST“ Alive“ erzählt Nas jedenfalls wieder umständlich sein gesamtes Leben, was nebenbei auch sinnvoll ist: Erinnert sich noch jemand? In Deutschland war „If I Ruled The World“ der letzte Erfolg, 1996. Lauryn Hill hat das gesungen, war’s nicht so?

Nas hatte noch mehr, ääh, tolle Ideen. Er sampelt gleich im ersten Stück von „God’s Son“ den „Funky Drummer“ von James Brown! Dafür müssen seine Leute einige Brooklyner Plattenläden komplett auf den Kopf gestellt haben. Und er hat ein neues Pseudonym: Nasir Jones. Seinen echten Namen! Vielleicht ist es nur der typisch westeuropäische Hochmut, wenn man diese Lebensratschläge unterschätzt: Mädchen sollen keine Drogen nehmen (das macht hässlich, sagt Nas) und sich von HTV-infizierten Lustböcken fernhalten (vergleiche „I Can“, mit einem Sample aus „Für Elise“!). Eine Frau, die er gut findet, darf nicht gleichzeitig mit seinen Feinden ins Bett gehen („Hey Nas“). Später singt er zur letzten Ehre seiner gestorbenen Mutter Ann Jones. HipHopper tun das immer so tränenreich und konfirmandenhaft formvollendet.

Okay, wenn man in diesem Sinn die Erwartungshaltung korrigiert, macht vieles auf „God’s Son“ plötzlich Freude. Nas ist ein alter Kitsch-Kopf geworden, er lässt Alicia Keys auf „Warrior“ wie das Orakel von Delphi jubilieren (und es ist das beste Alicia-Keys-Stück, das es gibt) und präsentiert noch einmal seine Version von 2Pacs „Thugz Mansion“, deren Liedermacher-Gitarren wie „More Than Words“ von Extreme klingen. Denkt nicht an Knarren, denkt an Kuscheldecken. Nur der Veteran soll davon nichts erfahren, sonst fangt er wieder zu erzählen an.

Joachim Hentschel von E. E. Cunnings vor. Es wird Nacht in Fairytale Country.

Gerrit Pohl

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