Soulsavers :: The Light The Dead See
Das Duo inszeniert Dave Gahan als stolzen Schmerzensmann
David Gahan ist der Schmerzensmann: Seit 20 Jahren hören wir von Sucht, Selbstmord und Seelenpein. In Liedern und Zeitungen verhandelt der Sänger von Depeche Mode stellvertretend das Drama des Lebendigseins – mit einer Bühnenpersönlichkeit, die wohl an allem leidet, doch auf eine stolze, dunkle Art. Gahan kämpft mit Gott wie einst Jakob am Jabbok.
Rich Machin und Ian Glover alias Soulsavers haben das verstanden, als sie die Songs für dieses Album zusammenstellten. Riesige Streicherwände, tragisch hingetupfte Pianotöne, musikalische Trauerweiden, Wildwest-Cineastik: „The Light The Dead See“ ist vor allem eine Kulisse für Gahan, den existenzialistischen Helden.
Vor den dunklen Bergen aus Geigen, E-Gitarren-Rauschen und Gospelchören spielt eine kleine Band ihren normalen Stiefel. Das Album bekommt dadurch etwas Klassisches – manchmal denkt man an die Walker Brothers, manchmal eher an Moody Blues oder die späten Pink Floyd, die ihre Lieder ähnlich langsam spielten und ihre Background-Sängerinnen ähnlich tremolieren ließen. Und man denkt an Depeche Mode: Einige Songs hätten Martin Gore ebenso einfallen können. Doch die Soulsavers tauschen dessen feuchten Keller mit weiten Ebenen und erhabenen Panoramen aus.
Klage und Lobpreis, Untergang und Neubeginn: Gahan leidet und hofft, barmt und hat Zuversicht. Auf einer groß angelegten Platte, die keine Seele rettet, aber mindestens den Tag. (V2/Cooperative) Jörn Schlüter
Beste Songs: „In The Morning“, „Presence Of God“