Space – Tin Planet :: Intercord

Man betritt hier das Herz Britanniens: eine architektonische Verquickung aus Music Hall und Fish’n’Chips-Bude, aus avanciertem Humor und vulgärem Witz, aus Feinsinn und Albernheit. Space sind die armen Vettern des Britpop; sie machen das kleine, raffinierte Entertainment für die ländlichen Gegenden, wo andere die Großstadt oder den Weltraum beschallen, „Spiders“ hieß das Debüt-Album vor einem Jahr, und es enthielt neben respektablen Singles auch einigen Unfug. Stilistisch war Space sogar die Rumba nicht fremd.

Und auch jetzt wieder, bei „Tin Planet“, ist am Ende die Dorfdisco eröffnet, donnern die Techno-Beats: erst „Dolly Disco“, dann „Fran In Japan“, angemessen infantil. In Japan weiden die Britpopper am hingebungsvollsten verehrt, und so mag man Fran Healy verstehen. Richtig mögen vielleicht nicht. Denn butterweichen Hits wie „Avenging Angels“ setzt er törichten Kitsch entgegen und ein mäßig amüsantes Duett mit Cerys „Catatonia“ Matthews, „The Ballad Of Tom Jones“: „There was somethin in that voice that stopped us seeing red.“ So rettet der Grubenarbeiter aus Wales, sobald er aus dem Radio tönt, eine Liebe. Vermutlich nicht die erste.

„Begin Again“ ist ein schaurigschönes Stück aus dem Tunten-Cabaret und „I Will Survive“ verwandt, gesungen von Kermit, dem Frosch oder Peter Hammill unter Lachgas. Fran Healys Schnurren heißen „A Little Biddy From Elvis“, „The Unluckiest Man In The World“ und „Piggies“, musikalisch überkandidelt, lyrisch burlesk. Spieldosenmelodien. Bond-Pathos. Orchester-Bombast. Easy-Listening-Schmelz. So erfreut der Reigen wiederum mit Schönheit im Detail und Zerrissenheit en gros.

Für den Pier in Blackpool.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates