Sparks – Balls

Die merkwürdigen Mael-Brothers waren ihrer Zeit immer ein bis zwei Nasenlängen voraus: Als die Sparks 1971 Abnehmer für ihre seltsamen Off-Beat-Tracks suchten, stießen sie bei der aufsüße Hippie-Träume gepolten A&R-Welt noch auf taube Ohren. Wie wandlungsfähig die ungleichen Brüder waren, zeigt ein Blick in die Liste ihrer Mentoren und Produzenten über all die Jahre: Todd Rundgren, Albert Grossmail, Muff Winwood, Tony Visconti, David Bowie und Giorgio Moroder. Von London aus leisteten die Kalifornier Ron und Rüssel Pionierarbeit für die Disco-Welle – bis sie von einem anderen gegensätzlichen Pop-Paar noch an Larmoyanz, Modebewusstsein und Gespür für Hits übertrofien wurden: Neil Tennant und Chris Löwe. Ohne die Pet Shop Boys würde das 18. SparksAlbum, JßaOs“, vielleicht originell klingen.

Die vordergründige Dark-Room-Erotik des Titelsongs „Balls“ und von „Bullet Train“ sowie das klagsame „More Than A Sex Machine“ lassen die Sparks wie Igel erscheinen, die dem „MgMi/e“-Album der Pet Shop Boy-Hasen zwanghaft hinterher hecheln. Wie heißt es im stärksten Stück, „It’s A Knockoff“, so schön: „I confess that this is really not my song, I bought it in Hongkong, It’s a knockoff.“ Mit der wavigen Propaganda-Hommage „It’s Educational“ und dem extrem reduzierten „The Angels“ zeigen die Veteranen kurz vor ihrem 30. Karrierejahr immerhin, dass Künstlichkeit auch vibrierenkann.

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