Sparks
Lil‘ Beethoven
Artful
Let's be clever, Part 19: das exaltierte Duo mit teutonischem Ernst
Ihr Jahr war 1974. Drei superbe Singles hintereinander: „This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us“, „Amateur Hour“ und „Never Turn Your Back On Mother Earth“. Wenn Singles die schiere Essenz des Pop sind (und nur Banausen würden das anzweifeln), dann waren Sparks damals essenziell. Ihre gewagt inszenierten und stets leicht überdrehten Dreiminuten-Thriller halfen fraglos, jene Ära aufzuwerten. Trotz der lächerlichen Erscheinung der Brüder Mael. Weder Russells Barbra-Streisand-Dauerwelle noch Rons unlustige Hitler-Rotzbremse konnten davon ablenken, dass hier Talent am Werk war.
„It’s in the genes“: So lautet das Motto des 19. Sparks-Albums. Dabei ist unverkennbar, dass die Intelligenz tragenden Chromosomen die Oberhand gewonnen haben, während der Faktor Intuition inzwischen weitgehend verschüttet ist Kein Wunder nach den profanen Elektronika-Erfindungen mit Giorgio Moroder, den läppischen Euro-Beats, dem ganzen gespreizten Synth-Geblubber der Achtziger. „Lil‘ Beethoven “ geht noch einen Schritt weiter, ist vollends artifiziell und kunstbeflissen. Obschon sich das Duo nicht zu schade ist, auf banalste Queen-Operatik zu setzen, gleich im Opener „The Rhythm Thief. Synthetik ohne Puls. „Say goodbye to the beat“, fordern die beiden, „auf wiedersehen to the beat“. Tatsächlich ziehen sich diese zwei Momente beinahe durch das gesamte Opus: Verzicht auf Drums und teutonische, sub-wagnerianische Üppigkeit.
Nicht ohne Komik, zum Glück. Wobei nicht klar wird, ob die freiwillig ist. Wenn sich die Brüder etwa über moralische Attitüden mokieren, in „What Are All These Bands So Angry About?“. Oder wenn sie in „Suburban Homeboy“ aktuelle Moden belächeln. „I hope im baggy enough for them/ I play my Shaggy enough for them.“ Alles zu flächigen, flachen Orchestrierungen aus dem Rechner, programmiert im Bewusstsein eigener Überlegenheit. Und wenn die Prätention besonders dick aufgetragen wird, flüchtet man sich zwangsläufig ins Französische: „From bon vivant to sycophant/ From open door to merde, alors“, reimen die von den Genen Verwöhnten, „From you’re to me to ca suffit“.
Cela suffit, methinks. Dann lieber noch Shaggy und sein „it’s in the jeans“.