Sportfreunde Stiller – So wie einst Real Madrid :: Die bayerischen Humoristen mit schnodderigem Powerpop

Einmal Buffalo Tom Supporten,dann lösen wir uns auf.“ So drohten uns die drei Sportfreunde aus dem bayrischen Germering Vorjahren. Ungeachtet dessen, dass dieser durchaus verständliche Wunsch in Erfüllung ging, existieren die Gefühlsschwärmer im Powerpop-Gewand immer noch und legen nach zwei EPs das Album nach.

Zur rechten Zeit, möchte man meinen, denn Tocotronic haben sich unlängst in die Gefilde der enigmatisch-schillernden Midtempo-Stücke verabschiedet, und die Adoleszenz schreit förmlich nach neuen Role-Models aus hiesigen Gefilden. Das Potenzial dazu haben die notorischen Fußball-Fans zwar, aber auf „So wie einst Real Madrid“

auch noch einiges mehr zu bieten: einerseits altbekannter, in gewohnter Manier euphorisierenden Noise-Pop zwischen Weezer, Pixies und Rentals, andererseits den Mut zum Experiment, das mal misslingt („Hockey(feld)“ ist lediglich gut gemeint) und mal Früchte trägt, wie im bemerkenswerten Instrumental .Jericho“. Der Hang zum Skurrilen wird zwischen Hans-Rosenthal-Samples und einem auf italienisch eingesungenen Song ausgelebt. Und an das, was nicht fehlen darf, wurde ebenfalls gedacht: Hits. Hier vertreten durch das letztendlich beinahe pompös geratene, zwangsläufig als neue Single ausgekoppelte „Fast wie von selbst“ und die bereits länger bekannten „Wunderbaren Jahre“ (wieder einmal runderneuert) und „Wellenreiten ’54“. Höhepunkt des Albums ist allerdings das einprägsame, zentral platzierte „Heimatlied“, das einen ungewöhnlich lange nicht mehr loslassen will. Das Klamaukige schließt erwachsene, ja reife Hörer zwar aus, so wie die Hamburger Schule ja auch bestenfalls von Berufjugendlichen geschätzt wird. Andererseits müssen die Sportfreunde nicht gleich die Welt retten, wie es unterjugendlichen wieder beliebt ist.

Insgesamt gesehen kommt man dennoch zu dem Eindruck, dass drei oder vier Stücke weniger „So wie einst Real Madrid“ gut getan hätte. Doch verzagen sollten die Sportfreunde nicht, sondern sich daran erinnern, was Lothar Matthäus anlässlich seiner Vorstellung bei den New York Metro Stars in unnachahmlichem Englisch von sich gab: „Look in front of, not behind!“

Und nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

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