Staind – Chapter V
Staind sind durch. Das ist nun mal so, und das ist auch nicht schlimm. Denn so etwas hat noch niemanden von guten Platten abgehalten. Wir erinnern uns: Mit dem vorletzten Album „Brake The Cycle“ wurde das Quartett von seinem Entdecker Fred Durst dermaßen in die Nische der New-Metal-Balladen gedrängt, daß es nur noch in eine Richtung weitergehen konnte. Die Zielgruppe feierte damals, wenn „It’s Been A While“ durch die Boxen der Rockparty jauchzte.
Aber diese junge Meute feiert das Ende der Welt heute längst auf dem nächsten Trenddampfer: Metalcore.
New Metal ist out und damit auch Bands wie Papa Roach oder eben Staind – obwohl beide ja überhaupt nie New Metal waren, eher emotionale Rockmusik mit harten Elementen und einem zeitgemäßen Sound. Aber so sind die Gesetze des Marktes, und als der wortkarge Staind-Sänger und Songschreiber Aaron Lewis auf dem letzten Werk dann auch noch einen weinerlichen Song über seine neue Tochter sang, schien der Abstieg verdient.
Jetzt aber das Problem: Alles wäre einfach, wenn die neue Platte schlecht wäre. Ist sie aber nicht. Sondern: am Anfang zwar immer noch vorhersehbar mit fetten Riffs und Alice In Chains-Parallelen („Paper Jesus“), am Ende allerdings regelrecht interessant. Die Songfolge „Devil“ und „Please“ etwa überzeugt vollends. Zuerst eine endlich mal würdevolle Version einer US-Rockballade, dann ein dramatischer Rocksong mit unaufdringlichem, aber sehr effizientem Arrangement. Hinzu kommen kraftvolle Midtemposongs wie „Right Here“, die den Abstand zu US-Luftkoteletts wie Nickelback oder 3 Doors Down nochmals vergrößern.
„Chapter V“ ist eine gute Platte. Hoffen wir, daß sie Staind zu einer würdevollen zweiten Karriere verhilft. Die Chancen stehen schlecht.