Starting At Zero :: von Jimi Hendrix
Sandschlösser
Die Idee, eine Autobiografie nur aus Hendrix‘ Selbstaussagen zu kompilieren, ist schon 20 Jahre alt, wurde aber durch die Rechtsstreitigkeiten zwischen dem etwas eigenwilligen, um nicht zu sagen selbstherrlichen Nachlassverwalter Alan Douglas und der Hendrix-Family verhindert. Wer sich für den ganzen juristischen Hickhack interessiert, der dann letztlich doch dazu geführt hat, dass Douglas‘ Projekt -neben diesem Buch auch ein gleichnamiger Dokumentarfilm -umgesetzt werden konnte, kann das nachlesen unter www.startingatzero.net. So richtig gut kommen beide Parteien nicht dabei weg. Und natürlich macht man das alles nur, um der Legende noch einen letzten Dienst zu erweisen. Widerlich!
Von Douglas autorisiert, hat sich dann also der britische Filmemacher Peter Neal darangesetzt, die sattsam und auch weniger bekannten Quellen, etwa die noch nicht ins Deutsche übersetzten „Lost Writings“ („Cherokee Mist“, 1993), also all die Tagebuchnotizen, Prosaskizzen, Lyrikschnipsel etc., zu einem mehr oder weniger geschlossenen Text zu synthetisieren. Und das liest sich tatsächlich erstaunlich flüssig und rund -und erinnert so gar nicht an den elliptischen, immer wieder durch Füllwörter und Interjektionen unterbrochenen, eben durch und durch kolloquialen Stil seiner Interviews. Schon Tony Brown hatte in „Jimi Hendrix – In His Own Words“ den mündlichen Stil moderat geglättet, Neal hingegen betätigt sich hier eindeutig als Co-Autor. Seine etwas wolkige Erklärung, „dass nur wenige Eingriffe nötig waren wie etwa das gelegentliche Streichen von Wiederholungen oder in einigen seltenen Fällen die Verbindung von Sätzen, um einzelne Passagen zu verdeutlichen“, sind denn auch mehr als verdächtig. Hier findet noch einmal das anmaßende editorische Prinzip Verwendung, für das Douglas schon bei seinen Produktionen „Crash Landing“ und „Midnight Lightning“ viel Prügel einstecken musste. Es stellt nachträglich Geschlossenheit und Homogenität her, die es realiter nicht gegeben hat. Übrigens auch inhaltlich nicht. Hendrix‘ kuriose Widersprüchlichkeiten in sehr vielen politischen und ästhetischen Fragen kommen hier überhaupt nicht vor. Und auch die autobiografischen Ambivalenzen, etwa das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, die immer mal wieder gespannten Beziehungen zu Mitch Mitchell und Noel Redding, werden mindestens geglättet, wenn nicht geklittert. Neals O-Ton-Collage liest sich durchaus spannend, aber den „wahren Jimi“ sucht man besser woanders. (Heyne, 22,99 Euro)
von Greil Marcus
Marcus ist ein vielfältig interessierter Autor, schrieb über Folk und Punk, Doors und Dada. Doch sein Lebensthema ist Bob Dylan, wie diese voluminöse Sammlung mit dem Untertitel „Schriften 1968-2010“ zeigt. Fast alles, was Marcus jenseits seiner Bücher über den Songwriter schrieb, ist hier versammelt -von der berühmten, zuletzt oft zitierten Rezension zu „Self Portrait“ aus dem US-ROLLING STONE über die Linernotes zu den „Basement Tapes“ bis zu Eindrücken zur „Never Ending Tour“. Episch. (Edel, 29,95 Euro) MB
von John Densmore
Seit vielen Jahren kämpft John Densmore gegen den Ausverkauf der Doors, gegen „Light My Fire“ in der Autowerbung und darum, dass der Bandname nicht verwendet wird, wenn Jim Morrison doch nicht mehr auf der Bühne stehen kann. Nun erzählt der Schlagzeuger noch einmal von den so kurzlebigen und lang nachwirkenden Doors – und vor allem von den Gerichtsverfahren, mit denen er ihr Vermächtnis retten wollte. Das Buch entstand vor Ray Manzareks Tod im Mai dieses Jahres, eine Versöhnung kann es jetzt nicht mehr geben. Densmores Schlusswort lautet:“Unsere Lieder werden noch da sein, wenn wir die Weltbühne längst verlassen haben.“
(Percussive Press, ca. 12 Euro)
BF
von Miles &Chris Charlesworth
Wenn sich ein Musiker für eine „illustrated biography“ eignet, dann der Verwandlungskünstler David Bowie. Doch sollte man hier nicht zu viel erwarten: Der Bildband ist nur eine Neuauflage ohne Erweiterung, Bowies Geschichte bricht 1987 ab. Die Fotos sind allerdings beeindruckend, zumal man statt der bekannten Mick-Rock-Inszenierungen viele Schnappschüsse und Live-Aufnahmen sieht. (Omnibus, ca. 21 Euro)
BF