Status Quo – Piledriver; Hello!; Quo; On The Level; Blue For You; Status Quo Live!

Die Simpel-Formel: Dokumente des ewigen Boogie-Stillstands.

Was eine Band, die sich – nomen est omen – 1967 von Spectres in Status Quo umbenannte, jemals auf einem „progressiven“ Label wie Vertigo zu suchen hatte, ist unklar. Rossi & Co. dürften aber über die Jahre hinweg für ein ordentliches Auskommen vieler Angestellter der Plattenfirma gesorgt haben. Nur nahm sich der Simpel-Boogie, der nicht so refried war wie der von Canned Heat, im Katalog der Firma wie ein Fremdkörper aus. Im Vergleich mit „Paper Plane“, dem Hit, mit dem sie 1972 ihr Comeback einläuteten, war jeder Ohrwurm der Lemon Pipers ein kunstvolles Song-Gebilde. Und das von Lancaster/Parfitt geschriebene „All The Reasons“ auf dem Vertigo-Debüt eine wunderbare kleine Folkmusik, während das bluesige „Unspoken Words“ ganz angenehm an Fleetwood Mac erinnerte.

Aber der Erfolg von „Paper Plane“ bedeutete das Ende jeglicher hochfliegenden Ambitionen, schlimmer noch: Bei der Version des „Roadhouse Blues“ der Doors simplifizierten sie das Rezept, das sie erstmals beim Steamhammer-Hit „Junior’s Wailing“ verwendet hatten, noch weiter. „Hello!“ (2,5) wurde von der Band unglaublich primitiv produziert. Noch jeder John-Lee-Hooker-Boogie war dagegen eine fabelhaft klingende tonmeisterliche Großtat. Das ein wenig an die Psychedelik-Anfänge der Band erinnernde „Joanne“, jetzt als Bonus-Track nachgereicht, fällt da völlig aus dem Rahmen. Die aus dem nächsten Album auf Direktive der Plattenfirma ausgekoppelte Single „Break The Rules“ war mehr oder minder nur ein Doppelgänger von „In My Chair“ aus Pye-Tagen, das 12-Bar-Schema nur noch weiter vereinfacht. Ursprünglich wollte man der LP den Titel „Quo Now“ geben – in Anlehnung an den amerikanischen einer anderen renommierten Rock-Kapelle. Dann beließ man’s doch beim schlichten „Quo“(1,5).

Für „On The Level“ (2) brachen sie erstmals mit der eisern praktizierten Regel, nie mehr als acht Aufnahmen auf eine LP zu packen, und verabschiedeten sich programmatisch von dem jahrzehntelang auch von Beach Boys bis Creedence Clearwater Revival befolgten Single-Prinzip, daß in der Kürze die Würze liege. Der Hit „Down Down“ entdeckte die Endlosschleife als Muster. Zugabe ist neben dem auf knapp vier Minuten reduzierten Single-Edit davon eine trotz katastrophaler Aufzeichnungsqualität – damals recht erfolgreiche Live-EP mit Dauerbrennern wie „Gerdundula“,“Junior’s Wailing“ und dem „Roadhouse Blues“.

Was sie dann nach „Blue For You“(2) aus „It Wasn’t God Who Made Honky Tonk Angels“ machten, kann sich jeder vorstellen, der ihre später aufgenommene Deutung von John Fogertys, „Rocking All Over The World“ kennt. Das ist einer von fünf Bonus-Tracks auf „Blue For You“. Der Song „Wild Side Of Life“ war angeblich 1952 ein Hit für Hank Snow. Tatsächlich hatte gar nicht der, sondern Hank Thompson damals den Nr. 1-Hit mit „The Wild Side Of Life“. Und Kitty Wells nahm für Decca unter dem Titel „It Wasn’t God Who Made Honky Tonk Angels“ den Antwortsong darauf auf. Der wurde dann auch ein Millionenseller und von Patsy Cline, Loretta Lynn, Waylon Jennings nachgesungen. Nur hat Liner-Notes-Autor Garry Marshall davon nicht den mindesten Schimmer.

Für die Laudatio auf „Status Quo Live!“(2) läßt er sich glatt zu der Behauptung hinreißen, das betrachte man „still as one of the best live records ever made“. Da spricht der wahre Fan.

Kurios im übrigen: Die von Status Quo letztes Jahr auf dem 3-CD-Set „The Complete Pye Collection“ erschienenen frühen Aufnahmen kamen in deutlich besserem Remastering als diese späteren. Eine paradoxe Umkehrung der üblichen Entwicklung!

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