Steinbruch

Das neue Album von RY-UICHI SAKAMOTO heißt „Smoochy“ (Milan Music), weil er sich in einer schmusigen, romantischen Stimmung befand, als er es kreierte. In 13 Songs zeigt er sich von brasilianischen Elementen beeinflußt, er präsentiert einen „Tango“ und kehrt auch mit japanischen Songs zu seinen musikalischen Ursprüngen zurück. Für Sakamoto-Afficionados ein Muß, ansonsten eher müßig.

Space-Disco von Down Under: Das Quartett DEF FX hantiert auf „Majick“ (Grudge/Universal) mit trashigen Gitarren und blubbernder Elektronik und schafft es in den besten Momenten, modern und altmodisch zugleich zu klingen. Glamour-Pop der 70er Jahre bildet den Nährboden für muskulös federnde Trivialhymnen wie „Headfuck“ oder „God Rod u ; Sängerin Fiona Hörne hat was, auch wenn man sich bisweilen fragt, was eigentlich. Ist sie eine Großenkelin von Grace Slick? Zwischendurch gibt’s Lokalkolorit in Form eines Didgeridoo, ein Titel wie „Electric Eccentric“ macht seinem Namen alle Ehre, und mit „Revolution No. 9“ taucht sogar eine Cover-Version der Beatles auf. Was frühkindliche Prägungen doch alles anrichten können…

„Londinium“ (Island/Mercury) ist ein ausgesprochen edles Metall. Die es schmieden, nennen sich AR-CHIVE und fordern jede Menge cooler Sounds aus ihrem Klangarchiv. Was wie ein Morricone-Soundtrack beginnt, aus dem sich eine schwermütige Fiedel von der melodiösen Thermik in luftige Solo-Höhen trägen läßt, entpuppt sich bald als triphoppiges Kaleidoskop mit Pfiff. Rap- und Streichereinlagen, verträumter Gesang von Roya Arab, Cello, Orgel und Flöte sowie Samples von Curtis Mayfield und Quincy Jones sorgen für angenehm entspannte Kurzweil.

Früher nannte sich SABRINA SETLUR – nach dem Wechsel der Plattenfirma geht das aus rechtlichen Gründen nicht mehr. Deshalb kommt der Schwester-Report, Teil 2, unter dem Titel „Die neue S-Klasse“ (Epic/Sony Music) auf den Markt, und da kann man nur die Daumen drücken, daß er besser läuft als die rollenden Kathedralen und Namenspaten von Mercedes Benz. Produzent Moses Pelham hat jedenfalls tief in die Trickkiste gegriffen und die Hip-Hop-Schlager der Rödelheim-Schwester mit satten Bässen veredelt. So rodelt Sabrina auf dem schmalen Grat zwischen Sprachwitz und Wortkitsch, und hart reimt sich mal auf smart, mal auf zart. Der Reiz des ersten Mals ist jedoch verblaßt…

Die nächste Lady halt bewährte Sangestugenden aufrecht, die sie bereits als Kollaborantin mit Mike „T. B.“ Oldfield unter Beweis stellte. Was Wunder, daß MAGGIE REILLY auf ihrem dritten Album, „Elena“ (EMI), Meister Oldfield mit dessen Melodie „To France“ Tribut zollt. Die Idee, den Klassiker, „Walk On By“ von Dionne Warwick zu covern, kam ihr übrigens beim Staubsaugen, und diese ganz spezielle harmonische Grundstimmung und häusliche Zufriedenheit schimmert bei allen 14 Tracks auf. Schön, daß es das noch gibt.

Rasch zu Jennifer, die ihr leidenschaftliches „Credo“ (EMI) mit jener Stimmgewalt und Überzeugungskraft ablegt, wie wir es seit „The Power Of Love“ schätzen gelernt haben. Der Titelsong hat Gospelintensität; Freunde gefühlvoller Balladen kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger funkelnd gestylter Pop-Flitzer. JEN-NIFER RUSH hat mal wieder das passende Programm für den Ball der einsamen Herzen.

Dann vielleicht DAN? Die Sängerin geht mit ihrer gleichnamigen Band auf dem Debütalbum „Come fVhen You Wanna“ (WEA) mächtig ran an die Buletten und schafft eine recht überzeugende Melange aus Hardrock, HipHop, Grunge, Funk und Pop. Als erste Single wurde „Starman“ von David Bowie ausgekoppelt.

„Eloise“ von Paul Ryan kennen wir noch von früher. Wollen wir jetzt auch noch Kurt, Tina, Sven, Iris, Anna, Sebastian, Max, Ariel, Juli, Otto, Helga und Yasemin kennenlernen? Wollen wir. Denn so heißen die einzelnen Stücke auf „^/o«r«a“(Chrom/EFA) des Berliner Trios DAS HOLZ, und dieses Album ist gut. Produziert hat es Sven Regener von Element Of Crime, und mit dieser Band geht Das Holz im März auch auf Tournee. Und was hören wir da? Zwei Geigen und ein Schlagzeug in instrumentalen Eskapaden mit klassischem Background, experimentellen Tupfern und gefalliger Grundstimmung.

Recht patent auch PATENT OCHSNER: Die Schweizer landeten mit „Stella Nera“ (BMG Ariola) in Helvetien bereits auf dem ersten Platz der Charts, und dies läßt sich nachvollziehen. Auf einer gesunden Basis aus Rock und Pop demonstrieren sie mit allerlei exotischen Elementen Weitläufigkeit. Mit „Wysses Papier“ bringen sie sogar eine Schwyzerdütsch-Version von Element Of Crime.

Feinstes Dance-Vergnügen aus Schweden bietet „Allstars“, das zweite Album von BLACKNUSS (Logic/BMG). Der stilistische Bogen spannt sich vom Club-Oldie „Last Night A DJ Saved My Live“ aus den frühen 80er Jahren über House und Acid-Jazz bis hin zu HipHop und Funk.

HALMAKENREUTHER der Name stammt aus einem Sketch von Loriot. Mit einer angepunkten Version von „Back For Good“ von Take That machte das Quartett aus Berlin im vergangenen Jahr schon Punkte. Mit dem Debüt „You Can ‚t Get Away“ (Hansa/BMG) erhöht sich der Kontostand. Zwischen Fun-Punk, Grunge und Alternativ-Rock nach Art der H-BloclcX schürfen die Berliner – nicht ohne Witz und Verstand – nach dem eigenen Profil.

„Oxygene“, ein Klassiker der elektronischen Musik, brachte 1976 den Durchbruch für JEAN MI-CHEL JARRE. Mehr als 21 Jahre ließ sich der Sohn des Filmkomponisten Maurice Jarre Zeit für die Fortsetzung. „Oxygene D“ (Epic/Sony Music) bringt die Teile 7 bis 13 des Werks zu Gehör und demonstriert zumindest eines: Jarres langen Atem. Die analogen Synthesizer, mit denen er arbeitete, sorgen zwar für reizvolle Sounds. Trotzdem wird die Luft manchmal dünn.

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