Steinbruch :: Kurzbesprechungen

Goldene Sechziger! Wilder Westen! Die Gitarre kreischt und cruncht, die Orgel heult und schmeichelt, die Riffs sind kernig, der Gesang ist sanft – und wenn schon die Stnithereens und die Jayhawks nicht mehr für uns spielen, bitte: Mother Hips können es nun auch, und auf „“Shoot Out“ (American/RCA) reminiszieren sie die Byrds und Jackson Browne und ein bißchen die Eagles. Ein Album als amerikanische Jukebox. 3,5

Als die Synthesizer noch analog und sperrig waren, gründeten Malcolm Cecil und Robert Margouleff Tonto’s Expanding Head Band. „“Tonto“ bezeichnet The Original New Timbral Orchestra, den ersten polyphonen, gewaltigen Synthesizer der Welt 1971 entstand – angeblich am Strand von Malibu „- „Zero Time“, ein Meilenstein, der vergessen wurde – und nun gerettet: Auf „Tonto Rides Again“ (Viceroy/Dogondke) sind die enigmatisch rauschenden, zischenden und wummernden Sounds aufgehoben, die kosmische Sandstürme und unendliche Weiten evozieren, die Kälte des Alls und den Blick in die Ewigkeit. Tonto ist der obskure Vorfahre von Kraftwerk und Heaven 17 und The Orb und Orbital. Die beiden Synthetiker haben später mit Stevie Wonder gearbeitet (und dann mit den Doobie Brothers, Little Feat und Joan Baez) – doch nicht einmal „Innervisions“ kommt den Visionen nah, die in Tontos Kopf generiert wurden. 4,0

Sie kommen aus Frankreich, das merkt man gleich, denn die Popguns eröffnen mit Serge Gainsbourgs „Harley Davidson“. Aber das Ensemble spielt seine – englisch gesungenen – Power-Pop-Gassenhauer leichthin, übermütig und sexy, das Chanson schwingt dabei immer mit – und „“A Plus De Cent“ (3rd Stone/Zyx) schafft muntere Laune für Momente, mehr nicht. 3,0

Sie waren immer eine Band zur Unzeit, und mit einer ganz und gar unzeitgemäßen Platte haben sie sich in das Buch des Pop eingeschrieben: „“Aural Sculpture“ ist das dunkel leuchtende, manierierte Meisterwerk der Stranglers. Danach war wieder nicht viel. Auf „“Written In Red“ (When!/Casde) leuchtet auch nichts so recht, aber eine mit Industriegeräuschen versetzte Fassung von „“Summer In The City“ ist immerhin bezeichnend für den Experimentierwillen der Stranglers. Halb-inspirierter, halb-interessanter Pop. 2,5 „

„Die Currywurst war nicht der einzige Grund, aber die Currywurst war’s auch“, schreiben Faust über ihre Gründung. Das war ungefähr 1970. Nach der Currywurst kam der experimentelle Krautrock, dann kam lange nichts, und jetzt kommt “ You Know FaUst“ (Klangbad), also faUst, Sie verstehen, und zu Recht verzeichnet die Band „“extreme Gegensätze“ sowie „“gewagte Sprünge“. Da fällt auch Hörbares ab. Sehr gut ist die Trompete. Die Currywurst aber war’s nicht. 3,0

Texas aus Schottland haben eine Mutation durchgemacht, von genetischem Soft-Rock zu laschem Soft-SouL überzeugender zwar als Simply Red, aber was heißt das schon? Ohne Höhepunkte ist „“White On Blonde“ (Mercury) indes nicht „“Postcard“ rockt passabel die Orgel auf „“Ticket To Lie“ wabert fulminant und für den Motown-Verschnitt „Black Eyed Boy“ verwandelt sich Sängerin Sharleen doch tatsächlich in Diana Ross. Na ja, fast Nice try. 2,0

Die Bands aus dem Beserkley-Stall hatten untadelige Powerpop-Stammbäume. Jonathan Richman & The Modern Lovers, The Rubinoos und Greg Kihn, dessen erstes Album noch immer brillant klingt. Danach ging es böse bergab, Kihn wurde von Mal zu Mal rockiger und schlockiger, hat sich inzwischen aber wieder etwas berappelt Auf „“Horror Show“ (Clean Cuts/In-Akustik) covert er Eric Von Schmidt (Respekt!), folklorisiert „“Waterloo Sunset“ und steuert eigene, erwachsene, meist Blues-grundierte Songs bei, die ein bißchen Tiefgang haben. Für Sting-Fans. 2,0

Nicht folkloristisch, sondern folky sind Show of Hands, ein Unterschied ums Ganze. Das englische Akustik-Duo setzt eine Song-Tradition fort, die ihre Blütezeit in den Mitt-Siebzigern hatte und nur genießbar ist, wenn die meist intrikat-preziöse Instrumentation mit Glanzlichtern aufwartet, die von den Genre-typischen, hypersensiblen und oft genug mystisch-verblasenen Texten ablenken. Wie auf „“Beat About The Bush“ (Twah!/EFA). Für Jackie-Leven-Fans. 2,5

Seit sein Bruder Ira 1995 verunglückte, hat Charlie Louvin das Vermächtnis der legendären Louvin Brothers verwaltet, nicht immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl, stets aber mit Hingabe und wahrhaft überzeugend zuletzt vor 15 Jahren auf seinen Kollaborationen mit Jim & Jesse für Soundwaves. „“The Longest Train“ (Watermelon/Fenn) ist eine Überraschung und keine unerfreuliche, obwohl aus der Art geschlagen. Produzent Julian Dawson hat alles angehübscht und geglättet, den Bluegrass gejätet und läßt Louvin, den Hillbilly aus Alabama, zu gediegenem Folie-Rock singen, pflanzt diese fast siebzigjährige, runzlige Stimme in ein allzu geschmackvoll gepflegtes Gärtchen, wo es nochmals aufblüht. 3,5

Muskulös, melodisch und präzis sind die Songs von Pothead. Das in Berlin ansässige Trio legt mit „“Learn To Hypnotize“ (Concrete/edel) ein Album vor, das in den besten Momenten die lyrische Grandezza von Peter Hammill mit der höheren Mathematik von NoMeansNo (sowie ein wenig Muckertum, ein wenig Hippietum) verbindet. Schön selten. 3,0

Er wurde stets belächelt, aber ohne seinen Glockengesang wäre Paul Simon hilflos gewesen. Auf „The Very Best Of (edel) säuselt Art Garfunkel noch einmal bizarre Schmachtfetzen wie „“El Condor Pasa“ und „“Bridge Over Troubled Water“. Zwei neue Songs braucht niemand. 2,0

Daniel Denecke spielt auf seinem Debüt „Not A Prophet, Not A Saint“ formal gelungenen Folk-Pop ein Genre, das schon erhebender, origineller und wahrhaftiger ausgedeutet wurde. Seine Inbrust ist echt, fuhrt aber leider nur zu plüschigen Allgemeinplätzen. Denecke hat den unbekümmerten Eifer, die naive Leidenschaft von Straßenmusikern und sein Album mit Chuzpe ohne Plattenfirma bei WOM untergebracht. Man muß an sich glauben. 2,5

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