Stereolab – Sound-Dust

Stereolab sind Forscher. Sie sind Strategen. Also suchen und finden. Dann das alles in einem Setzbaukasten gefallig justieren. Damit retteten sie in den Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts den Indie-Rock nebenher fürs Feuilleton und haben, wichtiger, die schönsten Pop-Kehrreime auf die strenge Architektur und repetitive Wucht der Minimal Music erdacht. Kinderliedhaft. Durchtrieben. Vibrierend. Euphorisierend. Am liebsten wollte man bei diesem Lied von der Dialektik des Immergleichen und der steten Veränderung gleich mitsingen.

Aber ach: Alle Euphorie verfliegt, und hier wird nur geträllert. Das bewährte Personal half beim neuen Album. Freund und High Llama Sean O’Hagan steuerte Keyboard-Parts und Arrangement-Tüfteleien bei. Die Chicago-ConnectionJohn McEntire und Jim O’Rourke polierte an der Produktion. Und herausgekommen ist bei der ganzen Feingeisterei tatsächlich Sound-Dust. Flüchtigkeiten. Ein Schmetterlingsnetz voll an Stil-Tupfern und Klangfarben, die mit hübschen Sound-Ideen durcheinander schwirren. Soul blinzelt kurz Country zu. Zwei Wellen lang wird gesurft. Engelschöre singen um Spieluhr-Melodien herum und würden wohl gern an den Zauberer von Oz glauben, während Laetitia Sadier in einer Blümchenwiesenlyrik von den sozialistischen Utopien schwärmt. Da weiß man nicht mehr, ob das nun wirklich naiv oder schon wieder raffiniertes Kalkül ist.

Alles gefallig. Alles nett. Weil man im Hause Stereolab aber diesmal über das Feilen an der Dekoration die Stützarbeit an der Substanz vernachlässigt hat, plätschert’s auch oft haltlos dahin. Vor allem jedoch gleichen Stereolab mit „Sound-Dust“ des Kaisers Nachtigall aus dem Andersen-Märchen. Der kunstfertigen, künstlichen. Natürlich singt sie ein schönes Lied. Nur macht sie das unbeteiligt. Rein mechanisch.

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