Steve Wynn & The Miracles …tick…tick…tick

Wenn sich denn schon wirre Koalitionäre gefunden haben, den Planeten in einiger Zwietracht im Namen Gottes oder Jahwes oder Allahs zum Platzen zu bringen – so ein staubtrockener Dreiviertelstünder paßt natürlich immer noch lässig zwischen die letzten drei Ticker vor dem Feuerwerk. Wynn, Steve Wynn heißt der Rock’n’Roll-Agent mit der Lizenz zum Tönen, so ein Blick auf ablaufende Uhren juckt ihn nur noch wenig.

Mit 45 Jahren hat er den Traum längst ausgeträumt, in den großen Musik-Syndikaten unter all diesen Doppel-Nullen mal richtig entscheidend am Rad zu drehen, „No Tomorrow“ nennt er beim neuen Album seine abschließende Feedback-Orgie. Daß andauernd irgendwelche jungen Krachmacher sein Paisley-Underground-Manifest „The Days Of Wine And Roses“ von 1982 zur unsterblichen Referenz erklären, das gefällt ihm wohl schon. Aber jetzt ist jetzt, und auf dem Cover der Neuen lauert nicht ohne Grund eine rot gerasterte Pop-Art-Pepperoni. Jetzt wird’s scharf und pump up the volume, desperado.

Zehn Tage lang verbarrikadierte sich das Quartett in Craig Schumachers Wavelab Studios in Tucson, wo sich schon die Buddys von Giant Sand, Calexico, Rich Hopkins, Chuck Prophet und Green On Red ihre korrekte Klang-Körnung abgeholt hatten. Und auch Wynn, Co-Gitarrist Jason Victor, Bassist Dave de Castro und Schlagzeugerin Linda „Mo“ Pitmon fanden hier die gewünschte analoge Umgebung für einen standesgemäßen Abschluß ihrer Desert-Trilogie. Die Rückkehr zu den Wurzeln wurde schon anläßlich der vielfarbigen Doppel-CD „Here Come The Miracles“ (2001) und „Static Transmission“ (2003) hinlänglich gewürdigt. Nun geht es um die Summe, um den Bodenschlag. Druckvoll, energisch, intensiv, melodiös, mitreißend, radikal, wuchtig, laut, ruppig, rauh -wir dürfen mit geschlossenen Augen im Schatzkästchen der Qualitäts-Americana kramen und kriegen immer das passende Adjektiv für diese souveräne Band-Leistung in die Finger. Absolut elektrisch.

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