Stories Don’t End :: Wehmütige Americana, die sich nicht ganz der Nostalgie ergibt

Dawes sind eine nostalgische Band im besten Sinn, obwohl sich manchmal nicht genau sagen lässt, ob ihr Stimmungspendel in melancholisch oder sentimental ausschlägt. So wie man oft nicht sicher ist, ob Sänger Taylor Goldsmith beseelt oder schlicht und ergreifend müde klingt. In seinen besten Momenten singt er flehentlich und wehmütig wie Jackson Browne.

Auch auf dem dritten Album, „Stories Don’t End“, fahren die Kalifornier unbeirrt weiter auf ihrem Highway der Erinnerungen, haben den Tempomat auf musikalische Richtgeschwindigkeit gestellt, nehmen mal eine Abkürzung über die Folk-Pop-Interstate („Hey Lover“) oder fahren rechts ran, um eine Gallone Mainstream-Pathos zu tanken („Most People“,“Bear Witness“). Und wie bei jeder melancholischen Band geraten die Balladen am besten. „Just My Luck“ ist ein feines, leise zupackendes Liebeslied, das sich Zeit nimmt, den Spannungsbogen behutsam formt. Die Gitarre tremoliert selig, das Klavier setzt dezente Akkorde, das Schlagzeug federt respektvoll im Hintergrund, bevor Goldsmith allmählich zu einem einzigen richtigen Refrain anhebt: „I spend my whole life moving forwards but understand it looking back/Like watching last night’s tapes in the middle of a game/I should know how this thing works now, I should accept it as a fact/That there’s really nothing out there I can blame.“ Mit welch unausweichlicher Gewissheit diese Zeilen vorgetragen sind, das wandelt Wut und Schmerz in Demut.

„Stories Don’t End“ enthält noch ein paar ähnlich meisterliche Momente. Sie sorgen dafür, dass die Platte nicht zum soundverliebten Roadmovie in die amerikanische Vergangenheit wird, sondern den Westcoast-Rock der Siebziger als Vehikel nutzt, um mit suchendem Herzen tapfer voranzurollen. (Universal) MAX GÖSCHE

Patrice

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