Strike Gently :: Unprätentiöser Rock’n’Roll, von Julian Casablancas goutiert

Vor fünf Jahren erwischten The Virgins einen guten Start. Der New-York-Dance-Rock ihres 2008 erschienenen Debüts erhielt ordentlich Airplay und hatte mit der Single „Rich Girls“ sogar einen Hit. So hätte es weitergehen können, doch Bandchef Donald Cumming hatte wohl etwas anderes im Sinn. Für das Nachfolgewerk hat der Sänger und Gitarrist sowohl die Band als auch seinen Sound ausgewechselt.

Statt einer State-of-the-art-Produktion und sexy Beats hören wir recht klein produzierten New-York-Rock’n’Roll, unprätentiös gespielt mit romantischer 50s-Attitüde, Hallgerätgitarren und untertriebenen Rezitatgesängen. Der „NME“ nannte „Strike Gently“ eine Mixtur aus Dire Straits und New-York-Cool – das kann man sich nicht vorstellen, aber gut beschrieben wird diese Musik so durchaus. Cumming singt wie Iggy Pop im Engtanz mit Billy Idol und Ray Davies, die Gitarre zirpt im Ohr, die Band spielt das Repertoire mit fast beiläufiger Unbekümmertheit -wie beim summenden Disco-Glam „Travel Express (From Me)“, bei dem gegen Ende noch ein Saxofon mitmacht.

Neben der halbstarken Romantik ist auch viel Pop im Repertoire der neuen Virgins. Einige Refrains erinnern an die Cars, manche Riffs an den 80s-R&B von INXS -das ist die Verbindung zum ersten Album. Je öfter man diese Lieder hört, desto mehr schätzt man die zurückhaltenden Hooks, die Cumming als richtig guten Songwriter auszeichnen.

Glam, Doo Wop, der Sound von New York -natürlich gefällt das Julian Casablancas, der die Band flugs für sein Label Cult Records unter Vertrag nahm und in Donald Cumming einen real artist erkennt. Sicher kein Irrtum.(Cult/Alive) JÖRN SCHLÜTER

She & Him

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