Stuart O’Nan :: Die Chance

Arbeitslos, überschuldet, entfremdet: Marion und Art Fowler nehmen den Reisebus zu den Niagarafällen, wohin sie 30 Jahre zuvor auch ihre Hochzeitsreise geführt hat. Art will all sein Geld im Casino auf eine Karte setzen. Gewinnt er, rettet er damit seine Ehe und sein Leben. Marion sieht das unromantischer, denn der Mann ist ihr längst eine Last geworden, nicht nur beim Sex. Dass aus diesem tristen Setting ein heiterer kleiner Roman wächst, verdankt sich der an Vorbildern wie Updike und Roth geschulten Erzählkunst O’Nans. Großartig wie Marion und Art ein Konzert der Kuschelrockband Heart besuchen, die der Sehnsucht Dutzender lebensmüder Paare eine von seifigen Keyboards umflorte Stimme gibt. Das bekommt aber leider nur Marion richtig mit, während Art endlos für Bier ansteht. Am Ende wird natürlich nicht alles gut, aber ein bisschen besser, und O’Nan schaut mit Zuneigung auf die verzweifelten, von Alkohol und Fatalismus befeuerten Anstrengungen seiner Protagonisten. Das ist tragisch wie komisch und oft originell genug, um dem realamerikanischen Ehe- und Familienroman einige neue Nuancen abzugewinnen. (Rowohlt, 19,90 Euro)

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