SUBLIME – Second-Hand Smoke :: INTERSCOPE/UNIVERSAL
Der buschbrandähnliche Siegeszug dieser ruppigen Gesellen ist die erstaunlichste amerikanische Erfolgsgeschichte des vergangenen Jahres. Vor Bob, Noel, Liam, Thom, Missy belegten Sublime vorderste, ja allererste Plätze. Die Tragödie von Brad Nowell, der starb, bevor das spätere Rekord-Album „Sublime“ überhaupt erschienen war, muß hier nicht rekapituliert werden. Acht Jahre Arbeit verweht In den USA wird sie bald jedes Schulkind kennen. In Deutschland nicht.
Und war dieses Album, vor eineinhalb Jahren veröffentlicht und den Hörern der „New Voices“ vorgestellt, nicht recht unsublim, unausgegoren, ungeschlacht? Reggae, Dub, Hardcore, Pop – Crossover mithin, ein toter Kanal der Rockmusik, gestrig und langweilig. Die drei Burschen: gutgelaunt, gutgenährt, gutwillig. Surf-Kapelle. Kalifornien. Strand. Sonnenbrand. Bier. Blöd.
Das bleibt wahr, und doch gilt es Abbitte zu leisten. Denn ausgerechnet die frühen Aufnahmen, Alternative Tracks und Skizzen der Compilation „Second-Hand Smoke“ weisen Sublime als erstklassige ek-lektische Band aus. „Doin‘ Time“ ist hier in einer „Uptown Dub“-Version enthalten, die alle Zweifel ausräumt. Von Sam Cooke und den Soul-Minnesängern geht es über Marley und Perry, Madness und Fishbone zu den geschichtslosen Rock-Manierismen der jüngeren amerikanischen Vergangenheit; der Gershwin wird dabei dreist mitgenommen. Anrufbeantworter sind auch drauf.
Das kann nicht funktionieren. Das funktioniert. Man sollte allerdings nicht verhehlen, daß die Patchworks eher clever als genial sind und die am Ende der Sammlung gehäuften Dubs und sonstigen unfertigen Schnipseleien nerven wie alle Kiffermusik. Definitiv waren Sublime nicht die Abräumer in den Proseminaren und nicht die liebste Band der baby boomers. Die vorgetragenen Sujets – Frauen, trunkenes Autofahren, Rumhängen, Frauen, gute Zeit haben, Frauen, Zeit totschlagen, Drogen nehmen – gehören auch nicht zu den in Redaktionen respektierten, schon weil Musikjournalisten dieselben Interessen haben, aber nicht auch noch Songs darüber hören wollen.
So dauerte es beim Publikum sehr lange und bei der Journaille länger, bis Sublime zu Ruhm kamen. Vielleicht hält er ja auch länger. Doch ohne Brad Nowell, der sich schicksalhaft vergriff, bleibt es vermutlich bei einer absonderlichen Fußnote in der Historie des Pop.
Fun while it lasted.