SUBURBIA von Richard Linklater :: ab 3. Juli

Before sunrise. Fünf Slackers treffen sich an der Ecke einer Tankstelle in Burnfield, einer jener suburbs irgendwo in Amerika, die es überall gibt und niemand kennt. Sie schwatzen, saufen, scherzen und sehnen sich nach etwas, das sie kaum formulieren und noch weniger fassen können. Sie sind dazed and confused.

Mit „Slacker“, „Dazed And Confused“ und „Before Sunrise“ hat Regisseur Richard Linklater drei Filme gedreht, die auch einer sein könnten, da sie alle von der Liebe und Identitätssuche der Teenager und Twentysomethings handeln. Sein fragmentarisches Debüt „Slacker“ reportierte 1989 mit halbdokumentarischen Anekdoten einen Tag von 100 Menschen in Austin/Texas. Weil es aber aussieht, wie sich die zwei Jahre später erschienene soziologische Schrift „Generation X“ von Douglas Coupland liest, kam die Jugend der 90er Jahre unverhofft zum Ruf als verbildete, verwirrte Versager mit Linklater als Apologeten. Das ist kein ZufalL jedoch wie und wegen Kurt Cobains Hit „Smells Like Teen Spirit“ ein Mißverständnis im Raunen und Rauschen des Zeitgeistes.

Dabei hat Linklater, der fast schon zu alt ist zum Jungsein, wie der ganz alte Rehmer sich lediglich den Blick bewahrt auf jene Schnittstelle, an der keiner weiß, was passieren wird und überhaupt, aber alle darüber reden. Seine Filme sind Anthologien aus Riten und Redewendungen, Gedanken und Gefühlen Heranwachsender, wie es sie immer gab und geben vird. Und focusiert sie für wenige Stunden auf einige Leute an einem Ort Das ist klassisch. „Suburbia“ basiert auf dem Theaterstück von Eric Bogosian, der auch das sardonische Drama „Talk Radio“ schrieb, und ist damit Linklaters aggressivster Film geworden. Verbal, versteht sich.

Jene Tankstelle, an der Jeff (Giovanni Ribisi), Tim (Nicky Katt) und Buff (Steve Zahn) nachts abhängen, deutet als denkbar trostlosester und kleinster Flecken für Explosionspotential den Plot bereits an. Der Inhaber ist ein junger Pakistaner, der sich vom Lärm der „nichtsnutzigen Bande auf seinem Besitz“ in seinem Stolz gekränkt fühlt Der virile Schönling Tim, vor Tagen noch Küchengehilfe bei der Air Force, nährt mit Sixpacks seinen Sarkasmus und Sadismus, für Buff wird alles, also auch Rassismus, zum Kalauer. Meistens lacht nur er. Sein Ziel ist „Pizza, Bier, Braut, Blasen“ – und Steve Zahn in der Rolle eine Wucht. Jeff ist ein Grübler und für das Leben zu schlau. Er zürnt zu Recht gewandt über Dummheit und Unrecht, macht die Sinnlosigkeiten aber zu seinem Schicksal und bleibt passiv. So verprellt er seine Freundin Sooze, ein Girlie, das mit naivem Eifer zur Karriere strebt Bee-Bee wiederum hat bereits einen Alkoholentzug hinter sich und keinen Funken mehr. Den entzündet unbewußt Pony, ein alter Schulfreund und langweiliger Zupfhansel, der mittlerweile Popstar ist Aus Sentiment und sicher auch Eitelkeit fährt er mit einer Luxuslimousine bei der Clique vorbei und zieht deren Selbstlügen und Sehnsüchte, Narzißmus und Niedertracht auf sich. Er schmeichelt Sooze damit, das nächste Cover für ihn gestalten zu dürfen. Jeff murrt, aber mit der Zickigkeit des Neiders, über den blöden Schein, Buff findet alles „irre geil“. Nur Tim entlarvt in einer der schönsten Szenen lässig und scheinbar uninteressiert Ponys kühl-elegante Promoterin Erica.

Am Morgengrauen hat sich alles geändert, nur die Konfusion in den Köpfen nicht Als Tim mit einer Pistole vor dem Pakistaner herumfuchtelt, findet er Bee-Bee im Sufflcoma – und für einen Moment entpuppen sich die vorherigen Befindlichkeiten als Phantomschmerz und larmoyantes, albernes SpieL „Ich hole ein Auto“, ruft Tim und hetzt aus dem Bild. Weiter ins Ungewiße.

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