Sumie :: Folkminimalismus der großen Schwester von Little Dragon

Es ist die Geschichte eines Aufpralls, in Zeitlupe erzählt und mit drei auf der Konzertgitarre gezupften Akkorden behutsam in Szene gesetzt. „Slowly, slowly I speed into you“, singt Sumie, lässt offen, ob das Vibrieren in ihrer Stimme Verlangen oder Sorge verheißt. Und man ist versucht zu glauben, dass der minimalistische Folk, der Stücke wie „Speed Into“ prägt, etwas mit der japanisch-schwedischen Herkunft dieser betörend stillen Singer/Songwriterin zu tun haben könnte.

Wenn Sandra Sumie Nagano ihre Verse zur Gitarre vorträgt, ungerührt, hochkonzentriert, könnte man sie auch für die kleine Schwester von Nancy Sinatra halten. In Wirklichkeit aber ist sie die große Schwester von Yukimi Nagano, die als Sängerin von Little Dragon Elektro-Pop der eher unruhigen Sorte bevorzugt. Sumies Musik gleicht dagegen einem intimen Entschleunigungs-Soundtrack, empfindsam und nüchtern zugleich. Es lohnt sich, in der Musik, die keine Variationen und nur wenige Harmoniewechsel kennt, auf die Feinheiten zu hören, die Atmosphäre, die sanfte Intensität der Songs auf sich wirken zu lassen. Wenn Sumie in „Never Wanted To Be“ den Gesang raffiniert rhythmisiert, während sie klagt „What’s the point of putting me down?“. Oder wenn sich im Abschiedslied „Let You Go“ ihre Stimme vervielfacht. Wer genau hinhört, merkt, dass es auf dieser Platte tatsächlich viel mehr zu hören gibt als ihren Gesang und die Gitarrenarpeggien. Mal ist es Gyda Valtysdottirs Cello in „Speed Into“, mal Idem Reinharts Geige in „Midnight Glories“, die unauffällig im Hintergrund diesen kargen Schwarz-Weiß-Impressionen feine Schattierungen hinzufügen. Und in „Sailor Friends“, das wie ein Überbleibsel aus vergessenen Zeiten klingt, macht die Gitarre schließlich Dustin O’Hallorans Klavier Platz, das ein Album voller stiller, elegischer, hypnotischer Kostbarkeiten beendet. (Bella Union/PIAS Cooperative) GUNTHER REINHARDT

Warpaint

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