SUPERGRASS

In It For The Money

Parlophone / EMI

Geschickt eingefädelt. Blur haben ihr letztes Album schon drei Monate draußen, das neue von Oasis läßt noch auf sich warten. Und dazwischen plazieren sich ganz bequem Supergrass, die nie die Zukunft des Britpop verkörpert haben, aber immer der amüsantere Teil seiner Gegenwart gewesen sind. Daß da jemand vor kurzem den Tod des Britpop proklamiert hat, muß die reichlich lebendigen Jungmänner nicht stören – sie sind ja immer einen dritten Weg zwischen Blur und Oasis gegangen. Während die einen an einer großen, weit ausholenden Erzählung stricken unddie anderen einem stolzen, aber kargen Klassizismus frönen, machen sich Supergrass mit Chuzpe ans Werk – Behinderung durch irgendwelche selbstgewählten Gebote oder Verbote sind ihnen fremd. Und – hähähä – sie machen den ganzen Scheiß ja sowieso nur wegen der Kohle.

„In It For The Money“ ist der Titel ihres zweiten Albums, auf dem Supergrass keine Anstalten unternehmen, sich selbst zu erklären. Ein weiteres Mal fasziniert die Mischung aus Kennerschaft und Quirligkeit, mit der sich die Typen in ihren frühen Twen-Jahren ans Werk machen. Ganz klar: Wären Supergrass alte Säcke, würden wir nicht mögen. Oft steht man kurz davor, genervt abzuwinken, um sich dann noch im gleichen Song von ihrer unglaublichen Tollkühnheit berauschen zu lassen. Zum Beispiel in „Cheapskate“, in dem der hitzige Anfang ein bißchen zu stark an den Garagenklassiker „Gloria“ von Them erinnert, um dann unverhofft und geschmeidig in einem unverbrauchten Melodiebogen aufzugehen. Kunstvoll und ziemlich kirre.

Supergrass schätzen die Übertreibung. Sie tragen breitflächige Kotelerten, die selbst im Jahr 1973 Anstoß erregt hätten, und wenn sie den Bowie geben, wirken alle anderen Kopien des dünnen weißen Fürsten wie Fleischer. Das schwerelose „Late In The Day“ etwa ist, trotz seines weltlichen Inhalts, zu einer schönen Space Odyssee geraten. Alle Versatzstücke, aus denen die Band aus Oxford ihre Lieder zusammenschraubt, sind britischer Bauart die Epochen aber egal. Man muß nur mal in „Sun Hits The Sky“ hineinhören, ein Glamrock-Stück, das durch Punk-Riffs angekurbelt wird, auf der aber zickende New-Wave-Keyboards und psychedelische Percussion mehr als eine bloße Zierde sind.

Genau dieser Überfluß ist es jedoch auch, der das Überbordende Werk zuweilen nah an den Zusammensturz bringt. Ja, spieltechnisch bekommen Supergrass jede Kurve, klan Aber die Produktion von „In It For The Money“ hätten sie vielleicht doch nicht selbst übernehmen sollen, denn so gehen einige ihrer unzähligen gewagten Gimmicks unter. Soul-Bläser, Boogie-Piano und Noise-Gitarren nivellieren in einem sehr arg säuseligen Sound. Dabei ist die Musik von Supergrass – wie das Cover ihres ersten Albums „I Should Coco“ zeigt oder der Anfang ihrer tollen neuen Single „Richard Ht“ – befreiend wie ein Schrei.

Supergrass sind keine Sensation, sie beantworten auch nicht die Britpop-Frage. Sehr jung, frei von Neurosen.