T-Bone Burnett – Tooth Of Crime :: Nach zwölf Jahren: Der Soundtrack zu Sam Shepards Theaterstück
Zwölf Jahre lang ist T-Bone Burnett schwangergegangen mit den Liedern für „Tooth Of Crime“, die einst für das gleichnamige Bühnenstück von Sam Shepard entstanden sind. Zwölf Jahre, in denen Burnett seine intuitive Produktionskunst voll entwickelte. Diese Produktionskunst kann archaisch sein, ur-amerikanisch, mutwillig zerstörerisch, dann wieder formvollendet und klangtechnisch brillant. Fragen Sie Bob Dylan, Robert Plant, Alison Krauss, Gillian Welch, Elvis Costello oder Pete Townshend, sie alle werden dasselbe sagen: T-Bone Burnett bringt Musik zum Klingen, so oder so. Auch mit Soundtracks hat Burnett jede Menge Erfahrung. „O Brother Where Art Thou“, „Cold Mountain“. „Walk The Line“ und viele nicht ganz so breitwandige Filme stehen in seiner Diskografie.
Doch ein Theaterstück von Sam Shepard, das ist etwas anderes. Für das surreale Männerduell hat Burnett ebenso surreale Musik erfunden und sich für die Umsetzungmit Marc Ribot.Jim Keltner, Greg Leisz und Jon Brion die üblichen Verdächtigen ins Studio geholt. Die Lieder sind Klänge, die Klänge sind Lieder, oft wird eher rezitiert als gesungen, immer eher installiert als komponiert. Burnett steht mit diesen Liedern in der gedachten Mitte von Tom Waits, Joe Henry und, nun ja, sich selbst. Der Opener „Anything I Can Say Can And Will Be Used Against You“ ist torkelnder Psycho-Blues mit kakophonischen Bläsern und lakonischen Statements. Burnett singt: „This is a true story based on a true story based on a lie.“ „The Rat Age“, die Eröffnung des zweiten Aktes, ist ebenso ätzend, kaltherzig-und großartig.
Viele andere Lieder sind nicht so abstrakt, etwa das fahle „Dope Island“, bei der Ex-Gattin Sam Phillips mitsingt – auch deren Platten hat Burnett produziert, und sie sind die besten dieses Oeuvres. „Kill Zone“ ist mit Mellotron und Pedal Steel regelrecht romantisch, was kein Wunder ist: Burnett hat es seinerzeit mit Roy Orbison komponiert. Doch diese Lieder sind Inseln in einem apokalyptischen Meer, kleine Schattenspender in dem grellen Licht, in das Burnett Gier und Macht und den ganzen menschlichen Schlamassel zerrt.
Dass die Musik auf „Tooth Of Crime“ ihre ursprüngliche Funktion nicht verhehlt, ist kein Manko. Denn man braucht die Bilder nicht, um Burnetts sinnliche Konstruktionen erleben zu können. Und genau das war ja die Frage.