T1NDERSTICKS – Donkeys 92-97 :: THIS WAY UP/MERCURY

Es gibt ein Blatt Papier, auf dem alle Covers der Tindersticks abgebildet sind. Nicht nur die der Alben (Frau, Mann, Rose), sondern auch die der Singles (Junge, Mädchen, Schnauzbart, Katze, Katze, ein Glas Brandy vorm Eiffelturm). Wer all diese Platten besitzt, kann sich im Elend behaglich einrichten: Kontemplation deluxe. Während der Besprechung trägt der Autor Kniebundhosen, einen Mantel mit Pelzkragen sowie eine Lilie im Knopfloch. Er streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Es ist Sommer. Wolken ziehen vorüber. Eine gute Zeit für die Tindersticks. Denn der Herbst ist nah.

„Donkeys 92-97“, sagen wir es schlicht, sind Parerga SC Paralipomena, also Kraut 8C Rüben. Solche Sammlungen sollten ihrer mangelnden Kohärenz wegen gefürchtet sein und täuschen nachgetragene Komplettheit nur vor. Überhaupt ist Komplettheit eine Angelegenheit für Krämerseelen. Und bei den Tindersticks, da hilft alles nichts, geht es doch um Seele. Was hat „Donkeys“, was wir noch nicht haben? Zunächst hat es „Kathleen“ nicht, die Bearbeitung des Songs von Townes Van Zandt und das Schönste, was die Tindersticks hervorbrachten. „Strange to see, the sun don’t shine today/ But I ain’t in the mood for sunshine anyway.“

Dafür gibt es „Patchwork“, die erste Single von 1992. „Marbles“. „City Sickness“, rrntten in a telephone box. Otis Reddings „Tve Been Loving Ybu Too Long“, wie für Stuart Staples geschrieben. Und die französische Version von „No More Affairs“, written in a hotel in Bofogna. Am erstaunlichsten ist die Fassung von „Here“, einem Stück von Pavement, in Amerika als Single auf Sub Pop veröffentlicht: „I was dressed for success, but success never comes.“ Staples‘ vielbeschworenes Duett mit Isabella Rosselini, „A Marriage Made In Heaven“, ist ebenso vertreten wie das bekannte „Traveling Light“ mit Carla Torgerson, doch beide Frauen stören mit Streuselkuchen. Staples verträgt nichts Süßes neben sich.

Natürlich gehört „Donkeys“ in die Sammlung. Das Stück mit dem besten Titel, „Feeling Relatively Good“, gibt es gerechterweise nur auf Vinyl. Darauf wartet der Autor noch. Für heute schließt er die Truhe, nimmt seinen Hut und füttert die Esel im Garten.

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