Take That – The Circus

Souveräne Popmusik der einst belächelten Boy-Band Diese Bands mit Plastikgeruch sind risikolose Ziele. Wenn Mädchen im Hormonsturm zu niedlichen Tanzschritten auf der Bühne völlig aus der Fassung geraten, ist mit spitzer Häme keine Tapferkeitsmedaille zu verdienen. Zu billig, zu naheliegend -und außerdem ziemlich zynisch an der Wirklichkeit vorbeigegiftet. Diese Bands mit Plastikgeruch füllen nicht bloß ihren Managern die Tasche, sondern geben ihren jugendlichen Fans eine geeignete Projektionsfläche für Sehnsüchte, bevor das Leben erste echte Scharten schlägt. Und manchmal haben sie auch musikalisch etwas zu sagen. Take That etwa sangen schon vor ihrer zehnjährigen Pause die besseren Nummern. Sehr verdient also, dass Gary Barlow, Mark Owen, Jason Orange und Howard Donald 2006 sogar ohne Robbie Williams mit den Hit-Singles „Patience“ und „Shine“ und dem Album „Beautiful World „das Comeback des Jahres hinlegten.

Natürlich kann man „The Circus“ nun erneut das böse Wort Kalkül entgegen schleudern. Ja, Lieder wie „Said It All“ oder „The Garden“ sind diese großen, gefühligen Balladen, wie die erwachsen gewordenen TT-Jünger sie sich wünschen. So mit großem Orchester, Crescendo und allem Drum und Dran. Aber diese „Boys“ um die 40 bewegen sich längst auch souverän in der britischen Pop-Tradition. Das aufgeräumte „Hello“ etwa hat den eleganten Vaudeville-Charme der alten Kinks. das zärtlich-zurückhaltende „What Is Love“ den Appeal des besseren Solo-McCartney, das melodieselige „You“ borgt die Arrangement-Finesse von George Martin und den berühmten Gitarrenton von Harrison.

Das darf man schamlos schön finden, auch wenn einem Dr. Sommer schon seit Jahren nicht mehr die Welt erklären muss.

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