Talk Talk – London 1986 :: Pondlife/EFA

POND LlF E/ EFA Man ging ja bisher leichtfertig davon aus, daß Talk Talk erst mit „Spirit Of Eden“ die höheren Weihen der Kultur verdient hätten also ein paar Jahre nach ihrem Auftritt in der Hölle der 80er Jahre mit dem gequält gegeheulten Schmachtbatzen „Such A Shame“. Bald klang Mark Hollins nicht nur wie unter dem Einfluß von Heroin, sondern konsumierte es auch gleich. Daß Talk Talk bloß deshalb immer durchgeknallter wurden, läßt sich indes nicht behaupten: Auf seinem letzthin erschienenen Solo-Album setzt Hollis, mittlerweile nüchtern, nicht minder exzentrisch zwischen viel Leere die Holzbläser. Wie schön das alles bereits 1986 wat, kann man nun anhand des Konzert-Albums „London 1986“ nachvollziehen. Nur Gott mag wissen, aus welchen Archiven der Psychedelik dieses Wunderwerk an Erdenferne geborgen wurde. Man dankt jedenfalls. Während die Vtfelt „Thejoshua 7ree“lauscbte, rauschten und orgelten Talk Talk durch Galaxien, von denen U2 nicht zu träumen wagten. Die delikate Ironie von „Does Caroline Know?“ etwa hat der junge Mensch dazumal natürlich nicht erkannt, und der irre Mundharmonika-und-Wurlitzer-Aufgalopp von „Living In Another World“ war auf keiner ehedem üblichen Vinyl-Maxi vertreten. Mindestens vier richtige Hits hatten Talk Talk in diesen finsteren Zeiten – sie waren Helden unter der Diskokugel. Das ging dann ja ebenso schnell vorbei wie die zeittypischen Scheißfrisuren und machte totaler Vergeistigung Platz. „London 1986“ jedoch macht Spaß, wie man heute so sagt. Bombast, Emphase und Melodienhonig, die wir fast schon unseren teuren Freunden von den „Replays“ überantworten möchten. Aber halt, es waren die Achtziger! Deshalb auch die Klatschorgien beim nicht so guten „Give It Up“ und das Gestampfe bei „It’s My Life“. Endlose Instrumentalpassagen! Endlose Refrainwiederholungen! Hymnik! Bevor Sie Mr. Mister aus dem Versandhandel bestellen: Geben Sie Talk Talk eine zweite Chance. ARNE WILLANDER

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