Tav Falco :: Behind The Magnolia Curtain
Zwei Frühwerke des Punkabilly-Sängers in einer Kompakt-Edition
Die Legende besagt, dass der Rockabilly-Adept Tav Falco aus Philadelphia, Mississippi, nach Memphis zog, wo er sich an kleineren Dokumentarfilmen über Blues-Musiker versuchte, bevor er 1979 die Band The Panther Burns gründete, zu der anfangs auch Alex Chilton gehörte. Inspiriert vom spröden Sound der 50s, von Johnny Burnette und Gene Vincent, waren Tav Falco’s Panther Burns quasi Vorreiter des ersten Rock’n’Roll-Revivals, auch wenn sich ihre Interpretationen berühmter und weniger bekannter Genre-Stücke stark von dem unterschieden, was später Brian Setzer und Konsorten anstreben sollten.
Neu aufgelegt wurde das Debütalbum „Behind The Magnolia Curtain“ von 1981 sowie die EP „Blow Your Top“ von 1983. Und man muss schon ein besonderer Liebhaber dieser skurrilen Formation sein, um das grob hingeschluderte „Magnolia Curtain“ genießen zu können. Vom mäandernden „Hey High School Baby“ über das rumpelnde „Ooeee Baby“ bis zum zugedröhnten „Bourgeois Blues“ rumpelt, poltert, stolpert es. Die Gitarren sind bis zum Anschlag verzerrt, das Schlagzeug wütet wie besoffen, und irgendwo hinten wurschtelt sich eine Bassmelodie durchs Gebälk. Sicher ließen sich bei diesen Aufnahmen Vergleiche zum Punk ziehen, aber Falcos fast schon parodistischer Stil ist eher eine Art Lo-Fi-Rock’n’Roll, der im Memphis der Endsiebziger zweifellos ein Heidenspaß war.
Auf „Blow Your Top“ () gehörte Chilton nicht mehr zum Line-up. Die vier Songs wirken ungleich konzentrierter, indes nicht weniger überdreht als das Debüt. „Pantherman“ und „Love Is My Business“ erinnern an die Rockabilly-Versuche von The Clash, doch „London Calling“ hatte drei Jahre vorher solche Retro-Bemühungen bereits vorweggenommen. (Indigo) max Gösche