TBC :: Die Kunst der leisen Töne: Das belgische Quartett geht ans Herz

Was zuerst auffällt, ist dieser Hauch von einer Stimme: Sehr leise, wie für sich selbst gesungen, schwebt sie durch sparsam instrumentierte Räume voller Hall und Echos. Wer hat diesen heiser flüsternden Kleinmädchen-Singsang-Stil eigentlich erfunden, der durch minimalistische musikalische Begleitung nur noch entrückter wirkt? Vermutlich die Schwedin Stina Nordenstam, die sich in den Neunzigern als weibliches Gegenstück zum avantgardistischen Leisetreter David Sylvian etablierte.

Auch Inne Eysermans, die Sängerin, Keyboarderin und Gitarristin des belgischen Quartetts Amatorski, beherrscht die Kunst der leisen Töne perfekt. Trotzdem entwickeln Songs wie „Peaceful“ eine sich vorsichtig steigernde Emphase, die an eine abgespeckte Variante von Sigur Rós erinnert – oder an Mogwai unplugged: Das Sehnen und Brausen in den Herzen dieser Musiker ist unüberhörbar, egal wie leise hier die Instrumente gestreichelt werden. „8 November“ türmt akustische und elektronische Instrumente übereinander, bis fast eine Kakophonie entsteht, und endet dennoch mit dem zarten Mantra eines Glockenspiels.

Die sieben Songs des Albums werden ergänzt durch vier weitere Stücke, die ursprünglich auf der EP „Same Stars We Shared“ enthalten waren. „Come Home“ klingt sehr nach einer schmachtenden Rock’n’Roll-Ballade. Hübsch, aber auch etwas brav. Die Entwicklung von einem eher traditionellen, leicht jazz-infizierten Songwriting hin zu einem eher abstrakten minimalistischen Shoegaze-Sound ist offensichtlich.

„TBC“ ist ein vielversprechendes Debüt, die perfekte Ergänzung zu knisterndem Kaminfeuer und einem kalt ums Haus tobenden Wind. Wem da nicht warm wird, der wird lange frieren. (Crammed Discs/Indigo) Jürgen Ziemer

Selig

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