TEENAGE FANCLUB – SONGS FROM NORTHERN BRITAIN :: Creation/Sony
Alles, was mit der Silbe „Hy“ anfangt, liegt dem Teenage Fanclub gar nicht: Hype, Hysterie, Hybris. Wer in ihren Songs nach etwas Überspanntem sucht, ist auf vergeblicher Expedition. Die Silbe „Be“ dagegen spielt in der Welt dieser Band eine große Rolle: Bescheidenheit, Bewährtes, Beatles. Mit so einer Einstellung wird man natürlich nicht zum Chartbreaker. Zu Zeiten von „Bandwagonesque“ hatte man den Teenage Fanclub kurzzeitig für die schottische Antwort auf Nirvana gehalten. Aber der Erfolg bei den Massen blieb aus. Und dann kamen Oasis und bauten sich in diesem Machtvakuum einen goldenen Thron.
Seitdem haben sich die Teenage Fanclub von MTV und NME weitgehend verabschiedet und spielten statt dessen für ein kleine, aufrechte Gemeinde: den Teenage Fanclub-Fanclub gewissermaßen. Man nennt sie dort zärtlich die „Fannies“ und man erwartet von ihren Platten ein bißchen Wärme in dieser kalten Welt Das ist kein Problem, denn die Platten menschlich sowieso grundsympathischen Band werden seit einiger Zeit ohnehin immer netter und lieber. Einst hatten sie ihre süßen Melodien mit wunderbarem Gitarrenlärm unterlegt. Auf ihrem letzten Album „Grand Prix“ waren nur noch schöne, saubere Akkorde zu hören. Klang natürlich gut, aber auch irgendwie zahnlos. Und ohne Spannung. Wenn Musiker mit sich selbst zu sehr im Reinen sind, sollten sie ihren Songs doch besser nichts davon sagen.
„Songs From Northern Britain“ klingt über weite Strecken wie eine bloße Fortsetzung von „Grand Prix“. Beide Platten zusammen könnte man bruchlos als Doppel-Album herausbringen. Wiederum sind die frühen Byrds und die Beatles von „Rubber Soul“ die wichtigsten Einflüsse. Die Crazy Horse-Hommage scheint zum runninggag zu werden: Letztes Mal hieß sie „Neil Jung“, diesmal „Mount Everest“: Natürlich kann man eigentlich wenig dagegen haben, wenn ein paar Glasgower Jungs sich dem Schönen, Guten, Wahren verschreiben. Zumal sie als Songwriter auch immer wieder beeindrucken. Gegen Understatement ist ebenfalls wenig zu sagen.
Aber wenn Teenage Fanclub so weitermachen, werden sie bald nur noch eine Schrebergarten-Band sein, die auf einem genau abgezirkeltem Grundstück ein kleines Wohlgefühl verbreitet. Gemütlichkeit sollte einer Band, die mit „Bandwagonesque“ einst zu großem Pop ausholte, doch zu wenig sein.