Terry Gallier – Occasional Rain :: Drei frühe Platten des in den Neunzigern wieder entdeckten Gitarristen

Ein erstes Fanal hatte Terry Callier schon gesetzt, als er Anfang bis Mitte der 1970er seine zweite Chance bekam und drei Alben veröffentlichte.

„The New Folk Sound Of Terry Collier“ bereits, sein Debüt, eröffnete noch in den 60er Jahren tatsächlich bis dahin ungehörte Räume zwischen Folk, Soul, Jazz – und wurde zum Ausgangspunkt der Verehrung Nachgeborener, die den Mann aus Chicago in den 90er Jahren wiederentdeckten und dann sein Comeback mit inzwischen zwei neuen Alben („Time Peace“, „Life Time“) ermöglichten.

Sein jetzt wieder aufgelegtes Werk beim Chess-Sublabel Cadet zeigt einen Künstler, der der zunehmend illusionslosen Realität dieser Zeit keineswegs entsagte, doch darüber nie Utopien, Sehnsüchte, existenzielle Einsamkeit aus den Augen verlor. Einem Tim Buckley war Callier ebenso nahe wie einem Gil Scott-Heron. Höhepunkt von „OccasionalRain“ ist wohl das programmatisch betitelte „Trance On Sedgewick Street“, ein Sittengemälde voll wilder, dichter Poesie, in der Handsome Harry eine Sexy Sadie vor die Tür setzt. Und das ist nur der Anfang einer wilden Schnurre.

„What Color Is Love“ (4,0) – ja schwarz, dieser anmutigen Cover-Lady nach zu urteilen – beginnt gleich mit dem neunminütigen Übersong „Dancing Girl“, von Callier selbst später als „Wendepunkt“ bezeichnet. Wobei das Wort eine Umkehr suggeriert, die im eigentlichen Sinne gar nicht stattfindet. Vielmehr hatte er mit diesem Album den Punkt erreicht, an dem sein Sound seine vorläufige Apotheose erfuhr – nicht zuletzt dank des massiven Einsatzes von Streichern und Bläsern, die auch Songs wie das ekstatische „You Goin‘ Miss Your Candyman“ und das sacht-verzweifelte „Ho Tsing Mee (A Song Of The Sun)“ durch alle thematischen Untiefen in lichte Höhen treiben.

„I Just Can’t Help Myself“ (3,5), sein Cadet-Schwanengesang, setzt diesen Kurs im Prinzip fort, liegt aber zuweilen näher am typischen Chicago-Soul ä la Curtis Mayfield und Impressions. Bezeichnend und berückend, wie sich Callier hier irgend einer „Brown-Eyed Lady“ und einer „Satin Doll“ zu Füßen wirft. Doch der komplette Rückzug ins private Refugium kam für ihn nie in Frage. Und so träumt Callier in „Bowling Green“ noch einmal emphatisch von Freiheit und Frieden.

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