Terry Reid – The Complete Studio Recordinqs 1966-69
Irgendwen in den Abbey Road-Studios muss es dann doch mächtig gewurmt haben, dass die Erstveröffentlichung von Terry Reids 1973er Meisterwerk „The River“ auf CD im letzten Jahr Kritiker zu Hymnen animierte, während man doch selber längst all jene frühen Aufnahmen hätte wiederveröffentlichen können, die den Kult-Status dieses Sängers Ende der Sechziger begründeten. Um ein paar Single-Seiten angereichert, hatte das im Jahr 2000 Repertoire Records gemacht.
Rhythm & Blues und Motown Soul zählten in Terry Reids Anfängen mit den Jaywalkers zu seinen favorisierten Genres, und Otis Redding war sein erklärtes Idol. Deshalb erinnert die Art, in der er – damals zarte 17 – „I’ll Take Good Care Of You“ von Garnett Mimms & The Enchanters interpretierte, trotzdem eindeutig mehr an Sam Cooke (und seine Interpretation von Willie Nelsons „Funny How Time Slips Away“ an die Miracles). Einmal unter der Fuchtel von Starproduzent Most, nötigte der ihn zu Covers von Eddie Cochran-, Donovan- und Sonny & Cher-Vorlagen, zur Greenaway/ Cook-Ballade „Something’s Gotten Hold Of My Heart“ auch.
Nur: Genauso überzeugend gerieten ihm damals beileibe nicht alle Eigenkompositionen. „When I Get Home“ war seine experimentierlustige Stax/Volt-Hommage, „Tinker Taylor“ verdankte mehr den Yardbirds, und nicht übel waren die Balladen „Erica“ und „Without Expression“. Als Sänger beeindruckte er da aber einiges mehr denn als Schreiber. (Weswegen er damals erste Wahl als Frontmann dieser neuen Band namens Led Zeppelin war, aber den Kollegen Robert Plant stattdessen empfahl.) Die perfekte Balance fand er auch bei der zweiten LP nicht. Dafür hatte er zwar ein paar gute bis sensationelle Songs geschrieben. Aber all die überschattete fast, was er aus „Stay With Me Baby“ und „Superlungs My Supergirl“ machte. Soviel Herzblut floss selten in Cover-Versionen wie bei seinen der Vorlagen von Donovan und Lorraine Ellison. Genauso hinreißend sang er auch den eigenen „Rich Kid Blues“. Erstmals bei dieser Remaster-Ausgabe remixed und für sich stehend: die von „Highway 61 Revisited“. Das hatte Most für die LP mit Reids eigenem „Friends“ eher dilettantisch zu einem Medley montiert. Überhaupt unzufrieden mit dessen Mixes, trennte er sich von ihm im Zorn. Das war das Ende einer vielversprechenden Karriere. Der kommerziellen jedenfalls. Vier Jahre später erschien sein Meisterstück unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wer vor Jahren die Remaster von Repertoire erstanden hat, sollte die hüten. Bei denen wurden die Aufnahmen klangkosmetisch nicht so geschönt wie bei diesem Doppel-Set, und es waren die besseren Remaster. Aber die knapp anderthalb Dutzend Bonus-Tracks hier, darunter etliche unveröffentlichte Aufnahmen, sind doch das, was man unter an offer you can ‚t refuse versteht.